Paul Müller 1897-1957
Müller, Paul  -  geb. 14.05.1897 in Köln  gest. 10.10.1957 in Luxor -  Geistlicher. Im Jahre 1907 siedelte die Familie Müller nach Viersen, wo Paul Müller ab 1907 das Gymnasium besuchte. Im März 1916 wurde er eingezogen konnte aber noch im Oktober dieses Jahre das Abitur ablegen. Den Krieg beendete er 1918 als Leutnant.  Im Dezember 1918 nahm er in Bonn das Studium der Theologie auf und wurde am 13.08.1922 im Dom zu Köln zum Priester geweiht.. Er kam erst als Kaplan nach Türnich-Balkhausen (1920 - 1922) und dann nach Aachen (1924 - 1934). Von 1934 bis 1937 war er Pfarrer in Kalteherberg. Dort wurde von den Nazis inhaftiert und längere Zeit in Haft gehalten. Später wurde er nach Krefeld versetzt, wo er in Ürdingen alsPfarrer und Dechant wirkte. Er starb in Luxor auf 
einer Reise, die auch unter anderem auch seiner koleopterologischen Neigung dienen sollte.
Angeleitet von Dechant Ludwig Matthias Stroux aus Viersen, begann er 1913 mit dem Sammeln von Insekten ab 1915 dann nur noch Käfer. Zur Priesterweihe schenkte ihm seine Mutter einen Goliathus giganteus. 1928 wurde er Mitglied der Arbeitsgemeinschaft. Er beteiligte sich an vielen Exkursionen und sammelte fleißig in der Umgebung von Kalteherberg und  im Hohen Venn. Er spezialisierte sich Anfang der 30er Jahre auf die Scarabaeoidae und brachte eine große Sammlung dieser Familien zusammen.  Er übernahm nach dem Tode von L. M. Stroux 1913 die Reste seiner Sammlung. Ebenfalls ging die Sammlung von Carl Mühlenfeld in seinen Besitz über. 
Seine Haupt-Sammlung bestand aus 161 Kästen mit ca. 12.000 Exemplaren sowie noch nicht eingeordnetes Material. Erwähnenswert ist, wie die Sammlung den Krieg überstanden hat. Drei Wochen, bevor die Amerikaner Krefeld einnahmen baten zwei Italiener um Aufnahme und Unterschlupf im Pfarrhaus. Beim Einrücken der Amerikaner mußte Paul Müller für sechs Wochen das Haus verlassen, die beiden Italiener blieben noch zwei Wochen und versteckten zum Dank für Paul Müllers Aufnahme  Sammlung, Bibliothek und Instrumente so, daß diese bei einer Durchsuchung nicht gefunden wurde. Nur einige Kästen Curculionidae und Chrysomelidae wurden zerstört. 
Uerdinger Rundschau, Mai 1967

Die Käfer-Sammlung des verstorbenen Dechanten Müller

Eine Käferinvasion ist im alten Uerdinger Rathaus ausgebrochen. Etwa 12000 meist seltene Arten werden in einem Zimmer des ersten Stocks sorgsam gehütet. Freilich le ben sie nicht mehr. Es handelt sich um eine wertvolle Sammlung, die der verstorbene Uerdinger Dechant Paul Müller der Stadt vermacht hat.
     Schon früh zeigte sich Müllers Liebe zur Natur. Von Kind an sammelte er Käfer. Seine Schwestern mußten ihm die auf dem Schulwege gefundenen Tiere mitbringen. Zur  Priesterweihe schenkte ihm seine Mutter einen seltenen Goliathkäfer, der den Grundstock seiner späteren Sammlung bildete. Chemiker Siegfried Cymorek, der sich der Sammlung angenommen hat: „ Dechant Müller hat sich besonders für den Rosenkäfer interessiert. In seiner Sammlung sind äußerst seltene Exemplare." Es gibt Inseln in den Tropen, auf denen nur bestimmte Arten vorkommen. Auf den Nachbarinseln sind sie dann nicht mehr zu finden.
     Die schönsten Formen stammen aus den Tropen. Hier hielt Dechant Müller mit Missionspfarrern Kontakt, die für ihn seltene Exemplare sammelten und sie nach Uerdingen schickten. Er war ein unermüdlicher und leidenschaftlicher Sammler, der für Käfer alles tat. So scheute er sich nicht, als wohlbestallter Pastor mit einem Eimer Kompost, in dem er Käfer entdeckt hatte, mit der Straßenbahn quer durch Krefeld nach Uerdingen zu fahren. Siegfried Cymorek: „Manches naturwissenschaftliche Museum wäre stolz auf eine derartige Sammlung."
     Etwa ein Drittel aller lebenden Tiere auf der Erde sind Käfer, viele Arten sind noch unbekannt. Chemiker Cymorek, der bei Bayer mit der Erforschung der Holzschädlinge befaßt ist: „Ich verpflichte mich, nach Afrika zu fahren und mit neuen Arten zurück zukommen." Täglich werden neue Käfer entdeckt, und es ist noch kein Ende abzusehen.
     Die wertvolle Sammlung im Uerdinger Rat haus umfaßt 161 Hauptkästen, die normalerweise in dunklen Schränken untergebracht sind. Die präparierten Käfer sind lichtempfindlich und würden sonst nach einiger Zeit wertlos. So sind diese bunten Kostbarkeiten leider der Offentlichkeit verschlossen. Ein Teil wurde an Schulen abgegeben, ein Teil war auch bereits im Kulturamtssaal zu sehen. Die ganze Sammlung freilich bleibt verborgen. Es sei denn, Krefeld bekäme wieder einmal ein naturwissenschaftliches Museum. Der kleinste Käfer der Sammlung ist übrigens kaum größer als die Spitze einer winzigen Stecknadel, der größte hat die Ausmaße einer Männerfaust. 

Westdeutsche Zeitung Krefeld, 21 April 1967

Sammlungsverbleib: Sammlung und Bücherei vermachte er der Stadt Krefeld und steht nun in Krefeld-Ürdingen, beztreut vom Entomologischen Verein Krefeld
Nachruf: Hoch, K. (1957): Dechant Paul Müller +. - Entomol. Blätter (Krefeld) 53, 129-130.
Auswahl Veröffentlichungen:
MÜLLER, P. (1936): Carabus coriaceus L. - Entomol. Blätter (Berlin) 32, 171.
MÜLLER, P. (1937): Biologische und faunistische Beiträge zur rheinischen Fauna der Lucaniden und Scarabaeiden (Coprophaginae). - Decheniana (Bonn) 95B, 37—63.
MÜLLER, P. (1938): Der Hirschkäfer, der König der Kerfe. - Rhein. Heimatpflege (Düsseldorf) 10,  73-75.
MÜLLER, P. (1955): Bemerkungen zum Sammeln von Coprophagen. Ent. Blätter (Krefeld) 50, 215—221.
MÜLLER, P. (1956): CARL HENSELER (Nachruf). - Entomol. Blätter (Krefeld) 52. 1956, p. 37—38.

[zurück]