Dr. Klaus Koch 1925 - 1995
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Koch, Klaus Dr. -  geb. 19.03.1925  gest. 19.03.1995 jeweils in Düsseldorf  -  zuerst Maurerpolier später Pädagoge - Sohn von Carl Koch. Er besuchte von 1935 bis 1941 eine Realgymnasium in Düsseldorf und verließ sie mit der mittleren Reife, arbeitete dann zwei Jahre als Praktikant in einen Baugeschäft in Neuss und besuchte hier die Berufsschule - übrigens zusammen mit Josef Schiffer, ein Düsseldorfer Lepidopterologen. Klaus Kochs war ein Architektur-Studium, aber die Einberufung mit siebzehneinhalb Jahren ließ diesen Traum im 2. Weltkrieg platzen. Er machte die Kämpfe der Invasion in der Normandie, die letze deutsche Offensive in den Ardennen und einen Rückzug bis Kärnten mit. Nach Kriegsende im Mai 1945 geriet Klaus Koch in amerikanische Kriegsgefangenschaft und wurde den Franzosen überstellt.
 Nach einen landwirtschaftlichen Arbeitseinsatz kehrte er 1949 aus der Gefangenschaft zurück. Er muß es in Frankreich recht gut getroffen haben und er kehrte mit französischen Sprachkenntnisse in Wort und Schrift zurück. Nach seiner Rückkehr nahm er eine Tätigkeit in seinem erlernten Beruf als Maurerpolier wieder auf.
1964 wollte der damalige Kulturminister auf ungewöhnliche Weise den herrschenden Lehrermangel lindern und er rief ein Programm ins Leben, das Begabte auf einen zweiten Weg das Lehrerstudium ermöglichte sollte. Dies nahm Klaus Koch wahr, legte Ende 1964 seinen Beruf nieder  und war nun von 1965 bis 1967 als Aushilfslehrer tätig. Gleichzeitig holte er sein Abitur im Abendgymnasium nach. Anschließend begann sein Studium auf der pädagogischen Hochschule Neuss mit dem Wahlfach Biologie. 1972 legte er dort seine zweite Staatsprüfung ab. Anschließend arbeitete er an der Hochschule als wissenschaftlicher Assistent bis 1976. Während dieser Zeit promovierte er über das Thema: "Text und Bild in Biologiebüchern. - Empirische Untersuchungen er Effektivität der verschiedene Text- und Bildarten für Arbeitsbücher der Sekundarstufe I". Es zeichnete sich aber zu dieser Zeit schon die Auflösung dieses Institutes ab und er ging zurück an die Düsseldorfer Hauptschule an der Kronprinzenstraße, nach heutiger Sprachweise eine Schule an einem "Sozialen Brennpunkt" mit damals schon hohem Ausländeranteil. In den Jahren 1977 bis 1980 brachte er gemeinsam mit Prof. Dr. Glombeck ein Lehrbuch für Biologie für die Sekundarstufe I heraus. In dieser Schule leistete er seinen schweren Dienst bis zu seiner Pensionierung am 31.07.1987. 1976 mußte er wegen Straßen-Planungen seinen Haus in Golzheim aufgeben und zog nach Neuss-Norf.
Otiorhynchus sulcatus
(Foto: KOCH)
In seiner Kindheit und Jugend hat Klaus Koch keine Käfer gesammelt, wurde aber durch seinen Vater in eine entomologische Umgebung hineinversetzt. Vor den Kriege verkehrten Henseler, Ermisch und Horion im Hause Koch. Sein Vater Carl und Dr. Bodo Büttner hatten sich Anfang 1948 kennen gelernt. Beide interessierten sich für Rüsselkäfer und unternahmen in den folgenden Jahren mansche Exkursion in die Umgebung Düsseldorf. Die beiden bestimmten ihre Rüsselkäfer "fortschrittlicher" nach den "Hustache" und "Bedel", wodurch beiden Klaus Koch's französische Sprachkenntnisse sehr zu statten kamen. 
Diese Arbeiten erweckten sein Interesse und er begann zögerlich zuerst Curculionidae zu sammeln und zu zeichnen, ab 1953 nahm er dann alle Käfer mit. Die Rüsselkäfer  blieben aber sein Leben lang seine "Lieblinge". Am 04.04.1954 besuchte er zum ersten Mal mit seinem Vater eine Tagung der AG-Col. in Köln. Die Käfer bescherten ihm auch privates Glück: 1956 lernte er auf der Exkursion nach Monzingen seine spätere Frau Lieselotte kennen.
Seine Kenntnisse der heimischen Käferfauna nahm so schnell zu, daß er schon 1956 sein erstes Referat hielt. In den Jahren 1957 und 1958 bearbeitete er innerhalb einer Monographie des Siebengebirges mit seinem Freund Willi Lucht die Käferfauna. Die Arbeit erschien 1962 als Sonderheft der Decheniana und war so gelungen, daß sie beiden 1966 den "Alfred-Steeger-Preis" einbrachte. Schon unmittelbar nach Fertigstellung der "Siebengebirgs-Arbeit" begann er mit den Vorarbeiten an seiner "Rheinland-Fauna" und 1968 erschien die "Käferfauna der Rheinprovinz" als Decheniana-Beiheft 13. Ihr folgten im Laufe der Jahre drei umfangreiche Nachträge (1974, 1978, 1990-93). Als weitere größere koleopterologische Untersuchungen im Rheinland, an denen  Klaus Koch wesentlichen Anteil hatte, seien stichwortartig genannt: "Eifelvulkan Bausenberg" (Koch 1975, Koch & Gräf 1982), "Veränderung des Meererbuschs"(Koch & Sollman1977), "Schutzwürdige Biotope in der Kalkeifel bei Nideggen" (Gräf & Koch 1981), "Hambacher Forst und Braunkohletagebau", "Monographie Mittleres Ahrtal".
Portraits etwa 1970 und 1995
In den späten 80er Jahren animiere Alfons Evers ihn für den "Freude-Harde-Lohse" Ökologiebände zu erarbeiten. Schon 1989 erschien der erste Band: Die Käfer Mitteleuropas E1. Es folgten in schneller Folge bis 1995 die Bände E2 bis E8. Klaus Koch hat insgesamt 56 koleopterologische Arbeiten verfaßt oder war als Mitautor an ihnen beteiligt. 1992 nennt Alfons Evers  1723 Druckseiten entomologischer Arbeiten.
Seit 1974 war Klaus Koch leitend am Aufbau der "Ökologischen Landessammlung" der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen beteiligt. Man kann sagen, daß in den Jahren, so lange er sammelte (bis ca. 1985), 60 % des gespendeten Material von ihm kam, 30% von Hans Gräf. Der Weg einer 
ergänzenden Lochkarten-Kartei mit ökologischen Angaben zu jedem Beleg war 1974 zwar noch modern, erwies sich aber später mit dem Aufkommen der EDV-Technologie und des PC als Irrweg.
Klaus Koch war ein sehr großzügiger Mensch. Er verschenkte freigiebig Käfer an Freunde oder gab sie an Institute weiter. Die von ihm neben seiner Berufstätigkeit freiwillig übernommene entomologischer Arbeit muß ihn oft an den Rand seiner körperlichen Möglichkeiten geführt haben. Alle angenommenen Arbeiten führte er mit Genauigkeit und Hingabe aus. Ebenso alle Pflichten, die sich aus seinen übernommenen Ämtern ergaben. Ab Ende der 60er Jahre bildeten Klaus Koch, Wilhelm Lucht und Siegfried Cymorek den "Beirat der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen". Später schieden Willi Lucht durch Wegzug und Siegfried Cymorek durch berufliche Inanspruchnahme aus und er war der letzte auf den sich Alfons Evers als Vorsitzender stützen konnte. Von 1981 bis 1990 übernahm schließlich Klaus Koch den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft. Ich kann mich an keine Tagung oder Exkursion erinnern, der er fern geblieben wäre - es sei denn, es lagen schwerwiegende Gründe vor.
Im Jahr 1993 erhielt Klaus Koch für seine wissenschaftlichen Leistungen als erster die Meigen-Medaille, gestiftet von der Deutschen Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie. 
Anfang 1994 erkrankte er schwer. Er schaffte es aber noch, die FHL-Bände bis E7 fertigzustellen. Wolfgang Rücker entnahm dem Computer das fast fertige Manuskript des letzen Bandes E8. Seine Heimatsammlung, Rüsselkäfervergleichskollektion und Aufzeichnungen (40 Tagebücher und diverse Manuskripte, s. Wagner 1998) vermachte er der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen im Naturhistorischen Verein der Rheinlande und Westfalens.  Hylobius abietes (Foto: KOCH)
Jungen Leuten kam er hilfreich entgegen förderte und prägte sie. Ich nenne nur unter vielen Frank Köhler. Geschäftssinn, was Entomologie betraf, war bei ihm nicht übermäßig entwickelt. Ich denke nur an viele unentgeltliche Determinationsarbeiten für Diplomanden und Doktoranden. Auch soll er zumindest den ersten Band der FHL-Ökologie-Bände für Alfons Evers gegen Unkostenerstattung erstellt haben - wie es sich bei den folgenden Bänden verhielt, ist mir unbekannt. Auch half er vielen Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft bei der Determination ihrer Ausbeuten, so Appel und Modrow Zeit ihres Lebens, Hans Gräf und mir bis Ende der 60er Jahre und vielen, vielen anderen. Dies galt aber nur für einheimische, daß hieß rheinische Käfer. Alles andere waren "Exoten" und die rührte er nur für gute Freunde an - wenn es sie auch im Rheinland gab. Er fing außerhalb des Rheinlandes, zum Beispiel auf Urlaubsreisen, keinen einzigen Käfer. Mir blutete das Herz, wenn er erzählte, welch schöne Buprestiden er oft dort sah.
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Dias von Koch untersuchter 
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Klaus Koch bei der Suche nach Maulwurfsnestern im Winter 19## >>>

Seine Privat Sammlung war eine reine Lokalsammlung der weitern Umgebung von Düsseldorf und Neuss. In seinen Düsseldorfer Jahren besammelte er mehr den rechtsrheinischen dann  in Neuss den linksreinischen Bereich. Klaus Koch besaß nie ein Auto. Sein "Fahrer" war über lange Jahre Hans Gräf - ab und zu nahm ich ihn auch einmal mit. In seiner Neußer Zeit unternahm er seine Exkursionen, auf denen ihn oft seine Frau Lieselotte begleitete, mit dem Fahrrad.
Sammlungsverbleib: Eine Lokalsammlung in der Umgebung Düsseldorfs und Neuss gesammelter Käfer aller Familien mit bis zu sechs Belegen je Art ging mit zugehöriger Kartei und Tagebüchern 1995 an den Naturhistorischen Verein der Rheinlande und Westfalens und treuhänderisch an die Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen.
Eine Vergleichssammlung palärktischer Rüsselkäfer von Carl und Klaus Koch, die eine Reihe faunistisch wertvoller rheinischer Unikate enthält, ging zusammen mit der Hauptsammlung an den Naturhistorischen Verein und wurde 1995 im Fuhlrott-Museum Wuppertal untergestellt. Von dort wurde sie 1996 von dem damaligen AG-Vorsitzenden Edmund Wenzel entfernt und veräußert. Dieser Verkauf wurde nach Protesten der Mitglieder rückabgewickelt, die Sammlung aber nie zurückgegeben. Mit Zustimmung von Lieseotte Koch befindet sich die Sammlung derzeit in der Obhut des Vereins Coleo e.V.
Nachrufe und Erinnerungen: weitere Erinnerungen
BRUGE, H. (1996): Et ce n`était qu`un amateur... - Bull. Annls Soc. r. belge Ent. (Brüssel) 132, 147-148.
GRÄF, H. (1995): Dr. Klaus Koch zum Gedenken. - Mitt. Arb.gem. Rhein. Koleopterologen (Bonn) 5, 123-130.
GRÄF, H., F. KÖHLER, W. KOLBE, W. LUCHT & D. SIEDE (1995): Erinnerungen an Klaus Koch. - Mitt. Arb.gem. Rhein. Koleopterologen (Bonn) 5, 131-148.
GRIMBACH, N. (1995): Erinnerung an Dr. Klaus Koch. - Niederrh. Jb. (Krefeld) 17, 83.
KOLBE, W. (1995): In memoriam Klaus Koch (1925-1995). - Ent. Nachr. Ber. (Dresden) 39, 157-158.
LUCHT, W. (1995): Zum Gedenken an Dr. Klaus Koch (1925-1995). - Ent. Bl. (Krefeld) 91, 154-158.
WAGNER, Th. (1998): Der Nachlaß von Dr. Klaus Koch im Archiv der AG Rheinischer Koleopterologen. - Mitt. Arb.gem. Rheinischer Koleopterologen (Bonn) 8, 11-24. 
Veröffentlichungen: Vollständiges Publikationsverrzeichnis
KOCH, K. (1968): Käferfauna der Rheinprovinz. - Decheniana-Beihefte (Bonn) 13, I-VIII, 1-382. 
KOCH, K. (1974): Erster Nachtrag zur Käferfauna der Rheinprovinz. - Decheniana (Bonn) 126 (1/2), 191-265. 
KOCH, K. (1975): Untersuchungen an der Koleopterenfauna des Bausenbergs (Eifel). - Beitr. Landespflege Rhld.-Pfalz (Oppenheim), Beiheft 4, 274-325. 
KOCH, K. & A. SOLLMANN (1977): Durch Umwelteinflüsse bedingte Veränderungen der Käferfauna eines Waldgebietes in Meerbusch bei Düsseldorf - Decheniana-Beihefte (Bonn) 20, 36-74. 
KOCH, K. (1978): Zweiter Nachtrag zur Käferfauna der Rheinprovinz. - Decheniana (Bonn) 131, 228-261. 
Gräf, H.. & K. KOCH (1981): Koleopterologische Untersuchungen zum Nachweis der Schutzwürdigkeit von Biotopen im Raum Nideggen/Nordeifel. - Decheniana (Bonn) 134, 91-148. 
KOCH, K. & H. GRÄF (1982): Nachtrag zur Koleopterenfauna des Bausenbergs (Eifel). - Decheniana-Beihefte (Bonn) 27, 241- 254. 
KOCH, K. (1989-1994): Die Käfer Mitteleuropas, Ökologie, Bd. 1-7, Krefeld. 
KOCH, K. (1990-93): Dritter Nachtrag zur Käferfauna der Rheinprovinz. Teil I: Carabidae bis Scaphidiidae - Decheniana (Bonn) 143, 307-339, Teil II: 144, 32-92, Teil III 146, 203-271. 
KOCH, K. & F. KÖHLER (1995): Verzeichnis der Käfer von Rosellerheide, Mühlenbusch, Knechtstedener Busch und Chorbusch in der Niederrheinischen Bucht Zwischen Köln und Neuss (Insecta, Coleoptera) Arb.gem. Rhein. Koleopterologen (Bonn) 5, 149-186. 

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