August Schultze - Nachruf |
Am 6. September 1907 'verschied
zu Manchen der kgl. preuss. Oberst a. D.
A u g u s t S c h u l t z e. Geboren am 1. Januar 1837 zu Minden in Westfalen, widmete er sich von 1854 ab der militärischen Carriére. Mit ausgesprochenem Sinn für die Natur und ihre Erscheinungen begabt und vom Vater und dem Entomologen Suffrian verständnisvoll geleitet, beschäftigte er sich schon in seinen Jugendjahren mit dem Sammeln von Insecten und Pflanzen und blieb diesen Neigungen auch treu, als der Beruf die Gelegenheit zur Betätigung derselben auf ein Minimum reducierte. Nach ehrenvoll zurückgelegter militärischer Laufbahn, die ihm Gelegenheit gegeben hatte, sich in zwei Feldzügen hervorragend auszuzeichnen, reichte er, an den Folgen einer bei Mars-la-Tour erhaltenen schweren Verwundung leidend, als Regimentseommandeur in Koblenz im Jahre 1889 seinen Abschied ein und zog sich, geschmückt mit hohen Ordensauszeichnungen, nach Detmold zurück. Im Genuss der wohlverdienten Ruhe und frei von dem Drucke dienstlicher Verpflichtungen vermochte er nun ganz seinen Neigungen zu leben. In der ihm eigenen, gründlichen Weise verwendete er die ersten Jahre der Zurückgezogenheit planmässig auf die Vorbereitung zu intensiverer, wissenschaftlicher Betätigung, ins besondere zur Schaffung einer soliden Basis, wie sie zur erfolgreichen Bearbeitung des von ihm erwählten Specialgebietes, der Ceuthorrhynchinen, unentbehrlich war. In diese arbeitsreiche Periode fiel das sorgfältige Zusammentragen der zerstreuten Literatur, die Herstellung zahlreicher Copien schwierig zugänglicher Beschreibungen, die Untersuchung einer grösseren Reihe wichtiger Typen, sowie die Beschaffung von umfangreichem Studien-Material behufs Erweiterung des Gesichtskreises. So vorbereitet, entfaltete S c h u l t z e vom Jahre 1895 ab eine äusserst fruchtbare, durch den Verkehr mit B e d e l und F a u s t vertiefte literarische Tätigkeit, die neben der Beschreibung einer grossen Zahl neuer Arten aus allen Teilen des paläarktischen Faunengebietes zur Lösung einer Reihe für die Systematik der Ceuthorrhynchinen wichtiger Fragen, sowie zur Klärung und Berichtigung nomenclatorischer Unsicherheiten und Irrtümer führte und in dem mit einem von gründlicher Sachkenntnis zeugenden Vorwort versehenen "Kritischen Verzeichnis der bis jetzt beschriebenen palaarktischen Ceuthorrhynchinen" (1902) ihren vorläufigen Abschluss fand. Von später erschienenen Publicationen sei hier nur der in dieser Zeitschrift veröffentlichten Bearbeitung der Gattung Ceuthorrhynchidius Duv. gedacht. In seiner Eigenschaft als Ceuthorrhynchinen-Specialist wurde Schnitze von allen Seiten in Anspruch genommen und tatsächlich war er auch der einzige, der dieses schwierige Gebiet beherrschte. Die Sammeltätigkeit des Verstorbenen blieb grösstenteils auf die Umgebung der Garnisonen, an die er dienstlich gebunden war, beschränkt (Minden, Münster, Düsseldorf, Mainz, Koblenz), doch gelang es ihm, auch an diesen Orten eine Reihe faunistisch hochinteressanter Entdeckungen zu machen. Eine längere Erholungsreise, die auch koleopterologisch von gutem Erfolg begleitet war, führte ihn nach Italien, Sicilien und Tunis, kürzere Ercursionen nach der Tatra und den Beskiden. Fast alle Veröffentlichungen S c h u l t z e's sind erschienen in der Deutschen. Entomologischen Zeitschrift, später in der Münchener Koleopterologischen Zeitschrift, der er stets ein warmer Freund gewesen und für deren Gründung und Entwicklung er besonderes Interesse hegte. Ein in seinem literarischen Nachlass enthaltenes, unvollendetes Manuscript wird nach erfolgter Redigirung durch den Referenten bei nächster Gelegenheit zur Veröffentlichung kommen. Im Jahre 1902, nach dem Tode seiner Gemahlin, siedelte der Verstorbene nach München über und schloss sich eng dem hiesigen Koleopterologenkreise an, in dem er schon dem wissenschaftlichem Rufe nach, der ihm vorausging, bestimmt war, eine führende Rolle zu spielen. Seine hervorragenden, persönlichen Eigenschaften, vor allem sein heiteres, lebhaftes Temperament, sein offener, gerader Charakter und sein freimütiges, entgegenkommendes Wesen gewannen ihm die Sympathien aller. So im Mittelpunkte des Münchener koleopterologischen Lebens stehend, verkörperte sich in ihm eine Periode des Aufschwungs, ein Höhepunkt gemeinschaftlichen, erfolgreichen Strebens. Um so schmerzlicher empfinden wir jetzt, da dieser ausgezeichnete Mann aus unserer Mitte geschieden, den Verlust, um so pietätvoller wollen wir aber auch seiner stets gedenken. Die Sammlung S c h u l t z e's, die wegen der darin enthaltenen, zahlreichen Typen hohen, wissenschaftlichen Wert besitzt, wurde von der "Münchener Koleopterologischen Gesellschaft" erworben. Chronologisch geordnetes Verzeichnis der auf die paläarktisehe Fauna bezüglichen Publicationen A. Schultze's: 1. Das Schwimmvermögen eines Rüsselkäfers. (D. E. Z.
19., 397; 1875.)
(Dr. K. Daniel.) |
Daniel, K. (1907), in: Personalia. - Münchener Koleopterol. Z. (München) 4, 397-399. |
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