Michael Bach - Nachruf

Michael Bach

wurde am 19. März 1808 zu Boppard in der preuss. Rheinprovinz geboren, wo sein Vater Lehrer war. Entgegen der in seiner Familie herrschenden Sitte, nach welcher der Sohn in der Wahl seines Berufes dem Beispiele des Vaters folgte, sollte Bach es mit dem Studiren versuchen. Er musste aber, da er, kaum 8 Jahre alt, seinen Vater durch den Tod verloren hatte und ihm auch sein Stiefvater, der zugleich der Nachfolger seines Vaters im Amte war, bald darauf entrissen worden, ausserdem seine Familie vermögenslos war, von diesem kostspieligen Unternehmen abstehen und vielmehr darauf denken, bald eine Stelle zu erhalten, die es ihm ermöglichte, die Lage seiner Mutter und der drei Stiefschwestern zu erleichtern. Nichts schien ihm dies früher zu gestatten als das Lehramt, und so ging er denn 1824 in das Lehrerseminar nach Brühl, aus dem er im Herbste 1826 mit der 1. Note entlassen wurde. Am 1. Jan. 1827 erhielt er dann auch cine Stelle als Lehrer an einer Mädchenschule in Boppard und 1839 eine ordentliche Lehrstelle an der höheren Stadtschule daselbst. Einen Ruf an das adlige Gymnasium zu Bedburg, der einige Jahre später an ihn ergangen und ebenso ehrenvoll, wie verlockend für ihn war, lehnte er seiner alten Mutter zu Liebe ab. Im Jahre 1868 wurde er als erster Lehrer an das neugegründete Lehrerseminar in Boppard berufen, an welchem er mit rüstiger Kraft und freudigem Muthe bis zu seinem Tode wirkte. 

Die erste Anregung zum Studium der Naturwissenschaft erhielt Bach im Seminar zu Brühl, aus dessen Umgebung er eine Anzahl von Pflanzen kennen lernte. Das Bestimmen der Pflanzen bereitete ihm damals und noch in späteren Jahren wegen des Mangels an literarischen Hülfsmitteln viele Schwierigkeiten. Das einzige ihm zu Gebote stehende Werk war die »Flora Heidelbergensis auct. Henr. Dierbach (1819)", welches ihm von einem Arzte geliehen wurde, der früher als Student einmal Botanik getrieben hatte. Der Umstand, dass dieses Buch in lateinischer Sprache geschrieben war, hinderte ihn weniger als dessen Unvollständigkeit für die dortige Gegend. Denn neben seinen botanischen Studien vernachlässigte er auch das Lateinische nicht, um die in dieser Sprache geschriebenen botanischen Werke lesen zu können. Auch die neueren Sprachen machte er sich so zu eigen, dass er z. B. Engländern, die im Sommer sich vielfach in der Umgegend von Boppard aufhielten, Unterricht in der deutschen Sprache ertheilen konnte. Neben diesen freiwillig übernommenen Stunden war er auch reichlich von Amtswegen mit solchen bedacht, so dass er erst spät am Abend an seine eigene Fortbildung denken konnte. Für seine botanischen Studien war so ziemlich gesorgt, als später 1827--29 Moesler's Handbuch der Gewächskunde nebst einer Einleitung zum Studium der Botanik, 2. Aufl. von Reichenbach und noch später 1837 Koch's Synopsis florae germanicae et helveticae erschienen waren. 

Am 28. Juni 1835 trat Bach mit mehreren Männern der preuss. Rheinprovinz zur Bildung eines botanischen Vereins am Mittel- und Niederrhein unter der Direction von Nees von Esenbeck zusammen und 1842 erschien von diesem Verein ein Prodromus der Flora der preuss. Rheinlande, an dessen Zusammenstellung und Herausgabe er sich mit sieben anderen Mitgliedern betheiligte. 

Am Ende der 30er Jahre begann er auch das Studium der Entomologie und schon im Jahre 1841 liess er für seine Schüler ein Verzeichniss von 666 Käfern drucken, die in der nächsten Umgebung von Boppard aufgefunden waren. Ebenso erschien zu gleichem Zwecke ein Verzeichniss der Land- und Süsswasserconchylien sowie der Schmetterlinge mit Ausschluss der Microlepidopteren. 

Wer weiss, wie wenige Hülfsmittel für solche Studien damals noch vorhanden waren, von denen sich Bach die besseren ihres hohen Preises wegen nicht einmal anschaffen konnte, und welche Arbeiten und Schwierigkeiten sich einem Manne entgegenstellen mussten, der allein auf sich angewiesen ist, der ohne anderweitige Hülfe und unterstützenden Unterricht, entblösst von Büchern und Sammlungen dastand, der wird begreifen, welcher Muth und welche Ausdauer dazu gehörten, einen solchen Weg zu gehen, unbeirrt von den unausbleiblichen Müheseligkeiten, die ein solches Studium unter derartigen Umständen nothwendig mit sich führen muss. Nicht einmal wurde ihm die Freude zu Theil, sich mit Jemand über einen glücklichen Fund u. dergl. freuen und aussprechen zu können, vielmehr musste er sehr behutsam über diese und ähnliche Dinge sprechen, um nicht über seine angeblich nutzlosen und gar zu sonderbaren Arbeiten, wenn auch nur heimlich, verlacht zu werden. Wie sehr jedoch diesen Arbeiten von den wissenschaftlichen Kreisen Beifall gezollt wurde, beweist der Umstand, dass viele naturwissenschaftliche Vereine und Gesellschaften Bach zu ihrem Mitglied ernannten, sowie dass ihm die philosophische Facultät der Universität zu Bonn 1863 als Weihnachtsgabe das Doctordiplom honoris causa überreichte; auch unsere Akademie ernannte ihn 1864 zu ihrem Mitgliede. 

Als er 1876 sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum feierte, wurde es allenthalben offenbar, wieviel Hochachtung, Liebe und Dankbarkeit er sich erworben hatte. Leider war es ihm nicht vergönnt, noch länger seine Wirksamkeit fortzusetzen; seine Kräfte ach wanden mehr und mehr und anfangs März d. 3. befiel ihn eine Krankheit, von welcher er nicht mehr genesen sollte. Nach fünfwöchentlichem Krankenlager entschlief er sanft am 17. April 1878 zu Boppard, der Stätte seiner langjährigen Wirksamkeit. 

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Bach's Schriften, soweit uns dieselben bekannt geworden, sind folgende: 

1) Einige Notizen über Iberis divaricata Tausch und deren Standort bei Boppard a. Rh. Flora XXII. Jg. 1839, S. 417-27. -- 
2) Bemerkungen über einige der selteneren Pflanzen des Mittelrheins. Flora XXIV. Jg. 1841. S. 715-20 u. 731-36. -- 
3) Einige Bemerkungen über Trypeta signata Meig. Stettin. Entomol. Zeitschr. III. 1842. S. 262--64.-- 
4) Systematisches Verzeichniss der bis jetzt bei Boppard, Trier und einigen anderen Orten der preuss. Rheinlande aufgefundenen Mollusken. Verhandl. d. naturh. Ver. d. Rheinl. u. Westphalen. 1. Jg 1844. S. 13-16 -- 
5) Helicoplianta brevipes Drap. Verhandl. d. naturh. Ver. d. Rheinl. u. Westphalen. 1. Jg. 1844. S. 49-50. -- 
6) Beobachtungen über die verschiedenen Abänderungen der Helix nemoralis u. H. hortensis Fr. Verhandl. d. naturb. Ver. d. Rheinl. u. Westphalen. 1. Jg. 1844. S. 70-80. -- 
7) Ueber die Flugperiode der Maikäfer und Beschreibung einer neuen Spezies Melolontha rhenana Bach. Verhandl. d. naturh. Ver. d. Rheinl. u. Westphalen. II. Jg. 1845. S. 17-19. -- 
8) Entomolog. Kleinigkeiten. Verhandl. d. naturh. Ver. d. Rheinl. u. Westphalen. III. Jg. 1846. S. 75-79; VI. Jg. 1849. S. 161-167; VIII. Jg. 1851. S. 43-51. -- 
9) Die Arten der Gattung Harpalus, soweit sie in Nord- und Mitteldeutschland vorkommen. Verhandl. d. naturh. Ver. d. Rheinl. u. Westphalen. V. Jg. 1848. S. 49-57. -- 
10) Die Arten der Gattung Apion, welche in Nord- und Mitteldeutschland vorkommen. Vethandl. d. naturhi. Ver. d. Rheinl. u. Westphalen. VI. Jg. 1849. S. 349-380. -- 
11) Bostrichus Kaltenbachii eine neue Art. Stettin. Entom. Zeitschr. X. 1849. S. 199-200 und XI. 1850. S. 18-19. -- 
12) Bemerkungen über Bostrichus bispinus Dft. und Laemophloeus clematidis Er. Stettin. Entom. Zeitschr. X. 1849. S. 200. -- 
18) Conchyliologische Bemerkungen. Verhandl. d. naturh. Ver. d. Rheinl. u. Westphalen. VII. Jg. 1850. S. 217-221. -- 
14) Rhizotrogus foveolatus, eine neue Art. Stettin. Entom. Zeitschr. XI. 1850. S. 16-18. -- 
15) Entwickelungsgeschichte von Cassida austriaca Hbr. Stettin. Entom. Ztschr. XII. 1851. S. 158-159. -- 
16) Ueber Ameisen und ihre Gäste. Stettin. Entom. Zeitschr. XII. 1851. S. 303-304. -- 
17) Die Käferfauna von Nord- und Mitteldeutschland. 4 Bde. Coblenz 1851-1860. 8 ° -- 
18) Erster Bericht über die wissenschaftl. Leistungen im Gebiete der Entomologie. Verhandl. d. naturh. Ver. d. Rbeinl u. Westphalen. IX. Jg. 1852. S. 568-72. -- 
19) Bemerkungen über einige Rüsselkäfer. Stettin. Entom. Zeitschr. XV. 1854. S. 321-322. -- 
20) Beschreibung einer neuen Art Rhyncolus pilosus. Stettin. Entom. Ztschr. XV. 1854. S. 361-62.-- 
21) Nachträge und Verbesserungen zur Käferfauna von Nord - und Mitteldeutschland. Stettin. Entom. Zeitschr. VII. 1856. S. 241-47. -- 
22) Ueber d. Pochen gewisser Käferarten. Corr. Bl. d. naturh. Ver. d. Rheinl. u. Westphalen. XX. Jg. 1863. S. 80. -- 
23) Ueber den Entwickelungsgang von Meloe-Larven. Corr. Bl. d. naturh. Ver. d. Rheinl. u. Westphalen. XX. Jg. 1863. S. 111-18. -- 
24) Ueber d. Farnkräuter d. preuss. Rheinlandes. Corr. Bl. d. naturh. Ver. d. Rheinl. u. Westphalen. XXII. Jg. 1865. S. 67. -- 
25) Ueber. die Kirschfliege, Spilographa cerasi Loew, Ortalis cer. Linn., Trypeta signata Meig. Corr. Bl. d. naturh. Ver. d. Rheinl. u. Westphalen. XXII. Jg. 1866. S. 58-60. -- 
26) Studien u. Lesefrüchte aus d. Buche d. Natur. Cöln 1866. -- 2. Aufl. 2 Bde. 1867. 8 ° -- 
27) Bach, M., u. Wagener, C., Systemat. Verzeichn. d. Tagfalter, Schwärmer und Spinner, welche in der Umgegend von Boppard u. Bingen vorkommen. Verhandl. d. naturh. Ver. d. Rheinl. u. Westphalen. I. Jg. 1844. S. 47-61. -- 
Zitat: ANONYMUS (1878): Michael Bach. - Leopoldina (Dresden / Halle) 14, 115-117.
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