Rheinprovinz 
Von Frank Köhler

Das historisch begründete und traditionell in diesen Grenzen untersuchte Areal der ehemaligen preußischen Rheinprovinz umfaßt heute die Regionen "Nordrhein" (NRW), "Rheinland" (RP) und "Saarland" (Abb.) mit den Großnaturräumen Niederrheinisches Tiefland, Niederrheinische Bucht, Bergisches Land, Westerwald, Eifel mit Ahrtal, Hunsrück, Saar-Nahe-Bergland und die Wärmegebiete Mittelrhein- und Moseltal. 

Nicht zuletzt die Attraktivität der südlichen Bereiche des Rheinlandes hat bis heute zur Beibehaltung der politisch überholten Abgrenzung beigetragen, während die personellen Zentren im Norden im Bereich Aachen, Krefeld, Düsseldorf, Wuppertal, Köln und Bonn lagen und fortbestehen.

Die erste Publikation über rheinische Käfer erschien 1761 von Carolus Magnus Blöm, eine erste "Über sicht der Käferfauna der Rheinprovinz" 1849 von Arnold Förster, in der auf 120 Seiten 2.747 Arten aufgelistet werden. Besondere Berücksichtigung findet die rheinische Fauna auch in dem vierbändigen Werk "Käferfauna für Nord- und Mitteldeutschland" (1851-66) von Michael Bach. Mit 2.300 erwähnten Arten erscheint 1884 die erste verläßliche, der heute zahlreichen rheinischen Lokalfaunen von Carl Cornelius: Das "Verzeichnis der Käfer von Elberfeld und dessen Nachbarschaft". 1911 veröffentlichte Carl Roettgen "Die Käfer der Rheinprovinz". In diesem dritten Faunenwerk werden unter Angabe von Fundorten und Gewährsleuten bereits 3.550 Arten genannt.

Auf Anregung von Felix Rüschkamp gründeten 1927 12 Kollegen die Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen, die sich zehn Jahre später dem Naturhistorischen Verein der Rheinlande und Westfalens anschloß. Unter den Zielen der Erforschung der rheinischen Käferarten in systematischer, ökologischer und tiergeografischer Hinsicht sowie der Schaffung einer Landessammlung rheinischer Käfer, die auf 250.000 Belegstücke veranschlagt wurde, entwickelte sich eine rege gemeinsame Forschungstätigkeit, die mit Unterbrechung durch den Krieg bis heute in Form mehrerer jährlicher Tagungen und Exkursionen anhält. Unter Vorsitz von Rüschkamp entstanden 15 Nachträge zur Käferfauna von Roettgen und eine 72.000 Exemplare umfassende Käfersammlung (heute etwa 500.000 Belege in Museums- und Privatsammlungen). Bis Ende des zweiten Weltkrieges entstanden vier weitere Nachträge von Adolf Horion und Johannes Klapperich (Zitate bei Koch 1968).
Rhein und Siebengebirge bei Bonn
Die Nachkriegszeit wurde in der Arbeitsgemeinschaft wesentlich durch den Vorsitzenden Karl Hoch und seinen späteren Nachfolger Klaus Koch bestimmt. Klaus Koch verdanken wir die einzige aktuelle, alle Taxa umfassende Regionalfauna Deutschlands. In seiner "Käferfauna der Rheinprovinz" werden 1968 4.309 Arten registriert, wobei neben der Gesamtverbreitung ökologische Ansprüche und bei seltenen Käfern alle bekannten Funddaten aufgeführt werden.
 In drei Nachträgen werden alle bis 1989 erfolgten Nachweise seltener Käferarten zusammengefaßt (Koch 1974, 1978, 1990, 1992, 1993). Die "Käferfauna der Rheinprovinz" bildet somit die umfangreichste Quelle für die Regionalspalten "Nordrhein" und "Rheinland" im vor liegenden Verzeichnis. Für das Saarland wurde dennoch eine separate Datenerhebung durchgeführt, da Funde aus dieser Region in der "Käferfauna der Rheinprovinz" unterrepräsentiert sind und somit Verallgemeinerungen zur Verbreitung und Häufigkeit einzelner Arten nicht unmittelbar übertragen werden können. Eine aktuelle Bockkäferfauna für Nordrhein wurde jüngst von Baumann (1997) vorgelegt.

Seit 1988 wurden die bislang erschienen Tagungs berichte in Form regelmäßiger Rundschreiben weitergeführt und ausgebaut. Seit 1991 erscheinen die "Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen" in vier Heften jährlich (s. Wenzel 1997, Köhler 1997c). Neben ausführlichen Exkursions- und Tagungsberichten werden im wesentlichen faunistisch-ökologische Arbeiten und Mitteilungen publiziert, die nahezu lückenlos über aktuelle Entwicklungen der rheinischen Käferforschung unterrichten. Veröffentlichungen aus diesen Periodika stellen somit weitere wichtige Quellen dar. 

Bisher ausnahmsweise unpublizierte Käfernachweise werden im "4. Nachtrag zur Käferfauna der Rheinprovinz" veröffentlicht (Köhler in Vorber.). 

Da mittlerweile über 2.000 Publikationen von rheinischen Koleopterologen erschienen sind, wurde 1993 mit dem Aufbau von Datenbanken begonnen, die einerseits zur schnelleren Informationsgewinnung, andererseits als Grundstock für eine neue moderne Faunistik dienen sollen.

Eines der rheinischen Wärmetäler: Ahrtal bei Altenahr
Besonderes Augenmerk wurde der Überprüfung fraglicher Meldungen und in jüngster Vergangenheit aufgespaltener Arten geschenkt. So wurden und werden insbesondere Revisionen zu den Supple mentbänden zu den Käfern Mitteleuropas durchgeführt (Köhler 1991, 1994, 1996b, Wagner 1993, 1994, Wenzel 1994, Franzen in Vorber., Stumpf in Vorber.) und Einzelprobleme in den "Anmerkungen zur Käferfauna der Rheinprovinz" diskutiert (Köhler 1995, 1996c, 1997b, dort weitere zitiert). Im Rahmen dieser Arbeiten wurden in den vergangenen Jahren viele tausend Käferbelege aus Privat- und Museumssammlungen gesichtet und determiniert, wobei immer wieder bei weiteren Taxa Revisionsbedarf festgestellt wurde, so daß selbst die rheinischen Beiträge zum vorliegenden Verzeichnis eine gewisse "Vorläufigkeit" besitzen.

Links
Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen
Entomologischer Verein Krefeld
Zoologisches Forschungsinstitut und Museum Alexander Koenig Bonn
Loebbecke-Museum und Aquazoo Düsseldorf
Fuhlrott-Museum Wuppertal