Brandenburg / Berlin 
Von Jens Esser & Georg Möller

Die Koleopterologie hat in Brandenburg und in der darin eingebetteten Metropole Berlin eine lange Tradition. Dort gab und gibt es eine große Museumssammlung (heute Naturkunde-Museum Berlin) und seit über 100 Jahren das Deutsche Entomologische Institut (heute in Eberswalde). Viele bedeutende Koleopterologen wie Kraatz, Neresheimer, Dieckmann und Korge arbeiteten und arbeiten in und um Berlin, so daß in Form zahlreicher Publikationen und Sammlungen viel historisches und aktuelles Datenmaterial zum Artenbestand der Region vorliegt.

Durch die Teilung Deutschlands in zwei Staaten und das Überwechseln des Teils der "Mark" östlich der Oder zur Volksrepublik Polen sind Angaben aus dem Gebiet ohne klare Ortsangabe mit Vorsicht zu verwenden. Auch hat die Teilung und die daraus hervorgegangene Insellage West-Berlins nicht gerade fördernd auf die lokalfaunistische Arbeit gewirkt - was heute immer noch deutlich zu bemerken ist. So gibt es noch immer je eine entomologische Ar beitsgruppe in beiden "Teilen" Berlins. Die faunistische Arbeit hat durch die Teilung Deutschlands im Land Brandenburg sehr gelitten: Die Käferfauna vieler Regionen der Mark wurde über Jahrzehnte nicht oder kaum bearbeitet. Die Ergebnisse aktueller Aufsammlungen, zum Beispiel an der Nordgrenze des Landes, lassen auf ein erhebliches Potential an bisher unentdeckten Arten schließen. 

Wohl auch deshalb ist die Fortführung der Koleopterenfauna der Mark Brandenburg (begonnen von verschiedenen Autoren, s.u. und fortgeführt von Korge 1960-1962, Nersheimer & Wagner 1916- 1942, Wagner 1914-1915, 1941, Zumpt 1939) nicht weitergeführt worden. Da das Heranschaffen von Daten über bereits veröffentlichte Arbeiten hinaus sehr mühselig war - wobei von den Arbeiten, die uns bekannt und zugänglich waren, viele sehr alt sind (s. Erichson 1837-1839, Kraatz 1869, Quedenfeldt 1884, Müller 1907) - wäre eine umfassendere Zusammenarbeit für die Zukunft wünschenswert.

In den letzten Jahren fand im Kreis der Koleopterologen/innen, nicht zuletzt durch die angewandte Arbeit in Naturschutz- und Landschaftspflege, eine zunehmende Spezialisierung statt, die als Schwer punkte Familien wie die Carabiden, Dytisciden, Hydrophiliden, Staphyliniden, Curculioniden, Lamellicornier, Scolytiden und als ökologische Gruppe die holzbewohnenden Käfer umfaßte. Artengruppen wie beispielsweise die Gattung Cercyon waren leider für viele Praktiker nur von peripherem Interesse. Dadurch war es oft schwierig, aktuelle Informationen über ansonsten weit verbreitete Arten aus vielen Familien zu erhalten. Als vorläufige Lösung blieb oft nur der Griff zum "Horion" (1941 ff., 1951).

Durch die Heterogenität der naturräumlichen Aus stattung, das Spektrum reicht von ausgesprochenen Xerotherminseln an der Oder bis zu Regionen des niedrigen Berglandes mit autochthonen Fichtenvor kommen in der Lausitz, wird die koleopterologische Erforschung des Landes Brandenburg zu einer in absehbarer Zeit nicht zu bewältigenden Daueraufgabe. 

Links
Deutsches Entomologisches Institut
Museum für Naturkunde Berlin