Albert-Steeger-Stipendium 1966 an Klaus Koch
Klaus Koch 
für seine besonderen Verdienste um die Erforschung 
der Käferfauna im Rheinland
 

Klaus Koch wurde am 19. März 1925 in Düsseldorf geboren. 

Den Besuch der Volksschule und der Oberrealschule schloß Koch mit dem Zeugnis der mittleren Reife ab (1941), arbeitete dann zwei Jahre als Praktikant im Baufach mit anschließender Gesellenprüfung. 

Ab 1943 war er als Funktruppführer bei einer Panzerdivision im Einsatz in der Normandie (Invasion), bei der Ardennenoffensive und am Plattensee. In Österreich geriet er gegen Kriegsende in Gefangenschaft, war vorübergehend in Deutschland (Amerikaner) und arbeitete als prisonier in Frankreich bis 1949. 

Aus der Gefangenschaft entlassen, fehlten ihm die Mittel zur Weiterbildung. Er arbeitete daher als Maurer und später als Hilfspolier. 

Alsdann unterzog er sich der Ausbildung als Aushilfslehrer (1965 und 1966) und wurde in Düsseldorf tätig. 

Im Frühjahr 1968 ließ er sich für ein verkürztes Studium an der Pädagogischen Hochschule Rheinland, Abteilung Neuss, beurlauben und kehrte im April 1970 nach seinem 1. Staatsexamen in den Schuldienst als Haupt-schullehrer zurück. Nach dem 2. Staatsexamen im Februar 1972 wurde er abermals (dieses Mal für ein Promotionsstudium) ab August 1973 beurlaubt und ist seitdem als Verwalter einer wissenschaftlichen Assistentenstelle im Biologieseminar der PH Neuss tätig. 

Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. 

Entomologische Tätigkeit übt er seit 1952 mit dem Ergebnis aus, daß er eine lokalfaunistische Sammlung aus der Umgebung Düsseldorfs mit etwa 2450 Arten und eine Curculioniden-Sammlung Mitteleuropas mit ca. 900 Arten sein eigen nennt. 

Seine weitere Tätigkeit nach Verleihung des Stipendiums galt zunächst in erster Linie der endgültigen Fertigstellung der Käferfauna der Rheinprovinz die seit 1961 sein Hauptaufgabengebiet bildete. Mit dem Erscheinen dieser umfassenden Aufstellung aller bisher im Rheinland gefundenen 4283 Arten wurde das Augenmerk der Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen" nun auf die Erforschung bisher wenig oder nicht untersuchter Gebiete gelenkt. 

So unternahm er mit großem Erfolg mehrere Einzel-exkursionen und leitete auch eine Reihe von Gemeinschaftsexkursionen der Arbeitsgemeinschaft vor allem in die Eifel, an die Nahe und die niederrheinischen Moorgebiete. Dadurch konnten für diese Naturräume zahlreiche Arten neu gemeldet werden. Die Anzahl der aus der Rheinprovinz bekannten Käfer stieg in den vergangenen sechs Jahren um ca. 100 Arten. Eine große Zahl neuer und seltener Tiere konnte zur Erweiterung der rheinischen Landessammlung dem Museum Koenig in Bonn übergeben werden. 

In der Zwischenzeit widmete er sich auch weiterhin der Untersuchung der Käferfauna Düsseldorfs, wodurch es ihm gelang, eine 1953 begonnene lokalfaunistische Sammlung dieses Gebietes bis heute auf 2580 Arten zu erhöhen. Darunter befindet sich jetzt auch eine nov. spec.: Meotica kochi G. Ben (Staphylinidae). 

Durch den Kontakt mit Dr. Knörzer (Neuss) erhielt der Stipendiat 1969 subfossile Käferreste aus römerzeitlichen und mittelalterlichen Ausgrabungen bei Aachen, Neuss und Büderich. Vergleiche des Materials mit rezenten Tieren führten zur Determination von 161 Käferarten. Dadurch erhielt man erstmals Kenntnisse über die damalige Faunenzusammensetzung unseres Gebietes. Darüber hinaus ließen die gefundenen Arten Rückschlüsse auf die früheren Verhältnisse am Ausgrabungsort zu. Ferner wurde es in zwei Fällen möglich, falsche Annahmen über die Einwanderungsgeschichte von Arten zu korrigieren. 

 

Titelbatt der ersten Arbeit über rheinische Käfer
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1970 erhielt Koch eine Schlammprobe (75 dm3) aus einem römischen Steinbrunnen bei Xanten, in der sich ca. 9000 subfossile Käferreste befanden. Bis heute konnte er einen Großteil dieses Materials ebenfalls bestimmen; doch sind die Untersuchungen aus Zeitgründen noch nicht abgeschlossen. 

In der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen", auf deren Tagungen Koch durch praktische Übungen, Referate und Berichte seine Erfahrungen an jüngere Kollegen weitergeben konnte, verlagerte sich in den letzten Jahren das Schwergewicht des Interesses von der Faunistik auf die Ökologie. So führte er 1968/69 (im Rahmen seiner Arbeit für das 1. Staatsexamen) eine vergleichende Untersuchung der Käferfauna verschiedenartiger Gewässer im Raume Neuss durch.

Von 1969 bis 1971 übernahm er die Koordinierung sowie die Zusammenfassung und Auswertung der Ergebnisse einer Gemeinschaftsarbeit am Bausenberg (Eifel), die im Rahmen der Erstellung einer naturkundlichen Monographie unter Leitung von Professor Dr. Thiele (Köln) durchgeführt wurde. Dabei lag der Schwerpunkt der Untersuchungen in erster Linie auf der Herausstellung mikroklimatisch bedingter Unterschiede der Besiedlung verschiedenartiger Standorte des ehemaligen Vulkans sowie zoogeographischer Vergleiche mit anderen Wärmegebieten Mitteleuropas. 

Seit 1973 leitet Koch die Untersuchung der Käferfauna eines ehemaligen alten Buchenwaldes in Meerbusch bei Düsseldorf durch Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen". Dabei handelt es sich um ein eng umgrenztes Waldgebiet, das von 1935 bis 1947 durch den rheinischen Koleopterologen Karl Ermisch intensiv erforscht wurde und über das eine Arbeit Ermischs vorliegt, die eine ca. 890 Arten umfassende Käferliste enthält. Fragestellung der jetzigen Untersuchung ist, inwieweit Umweltveränderungen und -einflüsse evtl. den Faunenbestand des Gebietes verändert haben. 

Aus: Verein Linker Niederrhein Krefeld (Hrsg.) (1976): Albert-Steeger-Stipendium des Landschaftsverbandes Rheinland. - Niederrheinisches Jahrbuch 13, 117-133.

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