Klaus Koch - Nachruf
Zum Gedenken an DR. KLAUS KOCH (1925 - 1995)

Wilhelm Lucht

Es war ihm noch vergönnt, am 19. März 1995 sein siebtes Lebensjahrzehnt zu vollenden, kaum vier Wochen später mußte er trotz aller ärztlichen Bemühungen und seiner nie versiegenden Hoffnung auf Besserung den monatelangen Kampf gegen eine unheilbare Krankheit aufgeben. Am 11. April 1995 starb KLAUS KOCH in seiner Geburtsstadt Düsseldorf. 

Hier war er in einem Elternhaus aufgewachsen, das am Rande der Stadt im Grünen gelegen, alle Voraussetzungen für ein lebensnahes Verhältnis zur Natur bot. Sein Vater, CARL KOCH, war ein leidenschaftlicher Herpetologe, der Amphibien, Reptilien und eine Vielzahl anderer Tiere hielt und sich außerdem als Koleopterologe auf Rüsselkäfer spezialisiert hatte. Trotz dieser idealen Möglichkeit zur Mitarbeit wurde bei KLAUS KOCH das Interesse an Käfern erst 1952 geweckt, als er hin und wieder seinen Vater und den mit ihm befreundeten Dr. BÜTTNER auf Exkursionen begleitete und bei ihrem gemeinsamen Studium der Rüßler als Übersetzer französischer Bestimmungsliteratur half. Der dabei gelegentlich notwendige Blick durchs Binokular weckte das Interesse an den faszinierenden Tieren und löste schließlich den zündenden Funken aus, der nicht als kurzfristiges Strohfeuer auf-flammte, sondern zum Beginn einer lebenslangen intensiven und erfolgreichen Beschäftigung mit der heimischen Käferwelt wurde. Schon bald schloß er sich, wie schon zuvor sein Vater, der Arbeitsgemeinschaft rheinischer Koleopterologen an. 

Da ihn nach anfänglicher Bevorzugung der Curculionidae schließlich alle Familien interessierten, beschränkte er sein Sammelgebiet hauptsächlich auf den Großraum Düsseldorf und legte eine lokalfaunistische Sammlung an, die letztlich rund 3000 Arten in etwa 15000 Exemplaren umfaßt. Schon in wenigen Jahren hatte er sich eine derart umfassende Artenkenntnis angeeignet, daß Herr Professor PAX im Rahmen der von ihm initiierten zoologischen Erforschung des Siebengebirges und Rodderbergs auch KLAUS KOCH um Mitarbeit an der Erfassung der Käferfauna dieses ältesten deutschen Naturschutzgebietes bat. Die Ergebnisse der gemeinsam mit dem Autor 1957/58 durchgeführten Untersuchung wurden abschließend in einer 181seitigen Monographie veröffentlicht. Diese Arbeit war 1964 ausschlaggebend für die Ernennung zum Korrespondierenden Mitglied des Naturbistorischen Vereins der Rheinlande und Westfalens und 1966 für die Verleihung des Albert-Steeger-Stipendiums des Landschaftsverhandes Rheinland. 

Mit unermüdlichem Eifer und zunehmender Erfahrung in der subtilen Jagd nutzte KLAUS KOCH jede Gelegenheit zum Sammeln, so daß kein Jahr verging, in dem er nicht zahlreiche Neufunde für das Rheinland melden konnte. Diese Erfolge - auch in anderen Teilen der Rheinprovinz - und der Tatbestand, daß das Verzeichnis der rheinischen Käfer von ROETTGEN (1911) die letzte, längst überholte Übersicht über das heimische Arteninventar bot, gaben den Anstoß zu dem 1968 herausgegebenen fundanientalen Werk, die Käfer der Rheinprovinz". Weitere bedeutende Funde wurden später in mehreren Nachträgen publiziert. Daneben erschienen aber auch zahlreiche andere faunistische, naturschutzorientierte und ökologische Beiträge. Überhaupt hat er sich stets für die Ökologie und Biologie interessiert, wobei ihm seine botanischen Kenntnisse sehr zustatten kamen. Für ihn war das Sammeln von Käfern nicht Selbstzweck, sondern Grundlage faunistischer Erfassung bei gleichzeitigem Studium ihrer Bindung an die biotischen und ahiotischen Gegebenheiten ihres Lebensraumes. l)ie im Laufe der Jahre gewonnenen Erkenntnisse führten dazu, daß KLAUS KOCH seit 1971 im Fuhlrott-Museum Wuppertal den Aufbau einer ökologischen Landessammlung rheinischer Käfer leitete, die bis heute als Gemeinschaftsleistung aller aktiven Mitarbeiter ca. 2800 Arten in rund 25000 Exemplaren umfaßt. 

1980 wurde KLAUS KOCH zum Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft rheinischer Koleopterologen gewählt, an deren Veranstaltungen er seit 1951 regelmäßig teilnahm. Durch Vorträge und Exkursionsleitungen hat er sich immer wieder aktiv für die Interessen der Vereinigung eingesetzt und vielen Mitgliedern durch Bestimmungshilfe den Einstieg in die Käferkunde erleichtert. In Anerkennung dieses uneigennützigen Engagements und seiner großen Verdienste um die Erforschung der rheinischen Käferfauna wurde er 1989 zum Ehrenmitglied der Arbeitsgemeinschaft ernannt. 

Nachdem er 1987 durch Pensionierung den Schuldienst beendete, gab er 1990 auch den Vorsitz ab, um sich fortan ganz den Arbeiten zur Ökologie der mitteleuropäischen Käfer widmen zu können. 1989 und von 1991 bis 1995 erschienen in jährlicher Folge 6 Ökologie-Bände als Supplemente zu den Käfer Mitteleuropas", in denen erstmals in der Literatur alles zusammengetragen wurde, was über die Beziehungen der Käfer zu ihrer Umwelt und über ihre Assoziationen in Makrohahitaten bekannt ist. Dieses Werk war mitbestimmend, daß KLAUS KOCH 1993 zu den ersten Entomologen gehörte, die von der Deutschen Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie für ihre hervorragenden Leistungen mit der Meigen-Medaille ausgezeichnet wurden. 

Mit dem Ableben von KLAUS KOCH, der bis zur letzten Stunde unerrnüdlich an der Reihe der Ökologie-Bände gearbeitet und noch das vollständige Manuskript eines 7. und 8. Bandes hinterlassen hat, verlor die Entomologie einen begeisterten, nebenberuflich tätigen Koleopterologen, der sich in hohem Maße um die Wissenschaft verdient gemacht hat. KLAUS KOCH ist nicht mehr unter uns, aber in seinem Werk wird er weiterleben und in der Erinnerung all derer, die ihn als lebensfrohen Menschen kennen und schätzen gelernt haben, die ihm fachlich viel verdanken und die mit ihm in Freundschaft verbunden waren. 

LUCHT, W. (1995): Zum Gedenken an Dr. Klaus Koch (1925-1995). - Ent. Bl. (Krefeld) 91, 154-158.

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