Klaus Koch - Nachruf
Dr. Klaus Koch zum Gedenken

Hans Gräf

Am 11. April 1995 verstarb nach längerer schwerer Krankheit im Alter von 70 Jahren Dr. Klaus Koch, eines der aktivsten Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen im Naturhistorischen Verein der Rheinlande und Westfalens. 

Klaus Koch wurde am 19. März 1925 in Düsseldorf geboren. Sein Vater, Carl Koch, war Kunstmaler und Architekt. Dessen Volksschullehrer war der Carabiden-Spezialist Carl Henseler, dessen Einfluß es wohl in erster Linie zuzuschreiben ist, daß Carl Koch naturwissenschaftlich sehr vielseitig interessiert war und eine kleine Käfersammlung besaß. Dazu gab es im Elternhaus in Lohausen Hühner, Tauben, Kaninchen, Molche, Frösche, Eidechsen und Schlangen. Vater Koch widmete sich in Zusammenarbeit mit Dr. Botho Büttner in späteren Jahren immer intensiver den Käfern, insbesondere den Rüsselkäfern. So wuchs Klaus Koch inmitten von Tieren auf. 

Von 1935 bis 1941 besuchte Klaus Koch die Oberrealschule in Düsseldorf und verließ sie mit der Mittleren Reife. Es folgten zwei Jahre als Praktikant in einem Baugeschäft und danach kam die Gesellenprüfung. Sein Ziel war das Architekturstudium. Aber der Zweite Weltkrieg und die Einberufung zum Militär verhinderten dies. Es folgten nach der Ausbildung Einsätze als Funktruppführer in Ungarn und Österreich. Nach der Ardennen-Offensive geriet Klaus Koch 1945 in amerikanische Gefangenschaft. Nach einem landwirtschaftlichen Arbeitseinsatz in Frankreich kehrte er 1949 nach Düsseldorf zurück. 

Wieder daheim waren seine französischen Sprachkenntnisse sehr willkommen, denn sein Vater und Botho Büttner benutzten zur Determination der Curculioniden den "Hustache" und "Bedel". Bei dieser Gelegenheit schaute er des öfteren durch das Binokular. Nachdem er zunehmend Gefallen an den Käfern gefunden hatte, entschloß er sich, auch an Exkursionen teilzunehmen. 

Auf einer solchen Exkursion nach Monzingen an der Nahe lernte er Liselotte kennen, die er dann auch heiratete. Zu dieser Zeit arbeitete er als Maurer - später als Polier - in Düsseldorf und die beiden Koch-Familien wohnten gemeinsam in Lohausen. An den freien Wochenenden widmete sich Klaus Koch von nun an verstärkt den Käfern. Als er sah, wieviele Tiere aus anderen Käferfamilien in sein Netz gingen, begann er ab 1953 neben den Rüsselkäfern auch Vertreter anderer Familien mitzunehmen. Dabei sammelte er aber nur Käfer aus dem Großraum Düsseldorf, um in einem überschaubaren Rahmen mehr als nur Namen und Fundort der Tiere kennenzulernen. 

Ab 1954 nahm Klaus Koch regelmäßig an den Tagungen der Arbeitsgemeinschaft teil und schon 1956 veranlaßte Karl Hoch, daß er sein erstes Referat vortragen konnte. Zahlreiche weitere Vorträge sollten folgen, und sie alle fanden allseitig große Anerkennung. Von 1957 bis 1958 arbeitete er zusammen mit Willi Lucht an der Erforschung des Siebengebirges und des Rodderbergs. Die Veröffentlichung der Ergebnisse erfolgten 1962, worauf der Naturhistorische Verein die beiden Autoren zu Korrespondierenden Mitgliedern ernannte. 1966 wurde beiden aus gleichem Grunde auf Burg Linn bei Krefeld der "Albert-Steeger-Preis" verliehen. 

Klaus Koch 1966 als "Mikater", Aushilfslehrer an einer Düsseldorfer Volksschule.

Mit Klaus Koch, Willi Lucht und Siegfried Cymorek schaffte sich der damalige Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Karl Hoch, zu seiner Entlastung einen "Beirat". Durch diese Mithilfe konnte eine Reihe von Neuerungen realisiert werden, so z.B. der Vorschlag, die Tagungen nicht ausschließlich in der Universität Köln abzuhalten, sondern im Wechsel auch Bonn und Wuppertal einzubeziehen, um Kontakt mit den dortigen Museen zu halten. Außerdem wurde beschlossen, die Tagungen schon vormittags zu beginnen, um durch Praktika und Bestimmungsübungen vor allem die jüngeren Mitglieder zu fördern. Auch die Festschrift zum 40jährigen Bestehen der Arbeitsgemeinschaft 1967 wurde vom Beirat vorgeschlagen und gemeinschaftlich realisiert. 

Inzwischen hatte Klaus Koch seine Maurertätigkeit aufgegeben und war dem Ruf des damaligen Kultusministers Mikat gefolgt, um sich auf dem zweiten Bildungsweg zum Lehrer ausbilden zu lassen. Von 1965 bis 1967 war er in Düsseldorf als Aushilfslehrer tätig, ab 1968 studierte er an der Pädagogischen Hochschule Neuss mit dem Wahlfach Biologie und wurde anschließend in Düsseldorf in den Schuldienst übernommen. Dort legte er 1972 seine 2. Staatsprüfung ab. Sein Promotionsstudium, verbunden mit der Verwaltung einer wissenschaftlichen Assistentenstelle, erfolgte von 1973 bis 1976 an der Pädagogischen Hochschule Neuss. Nachdem aufgrund von Stellenkürzungen keine weitere wissenschaftliche Anstellung möglich war, ging er wieder zurück an seine Hauptschule in Düsseldorf. Mit Prof. Glombeck erarbeitete er zwischen 1977 und 1980 ein Biologiebuch für die Sekundarstufe I. 

Acht Jahre beschäftigte sich Klaus Koch mit den umfangreichen Vorarbeiten zur "Käferfauna der Rheinprovinz", die 1968 als Beiheft 13 der Decheniana erschien und auf 382 Seiten Verbreitung und Ökologie von 4.283 Käferarten behandelt. Weitere bedeutende Funde wurden später in drei Nachträgen publiziert. Daneben erschienen zahlreiche weitere Veröffentlichungen, insgesamt 55. 

Verleihung der Ehrenmitgliedschaftsurkunde an Klaus Koch durch Edmund Wenzel, den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft.

Seit 1974 leitete Klaus Koch den Aufbau einer "Ökologischen Landessammlung" der Arbeitsgemeinschaft im Fuhlrott-Museum in Wuppertal, in der bis heute über 2.800 Käferarten mit mehr als 25.000 Exemplaren von Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft zusammengetragen wurden, größtenteils verbunden mit Karteikarten, auf denen die Fundumstände zu den einzelnen Belegen vermerkt wurden. 

Von 1980 bis 1990 war Klaus Koch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen. In dieser Zeit hat er durch zahlreiche Vorträge, durch Bestimmungshilfen und bei Exkursionen vielen jüngeren Kollegen geholfen, sich in das so interessante Gebiet der Käferkunde einzuarbeiten. Als er 1990 den Vorsitz abgab, war für ihn der Weg frei, sich ganz der Ökologie der mitteleuropäischen Käfer zu widmen. So hat er bis zu seinem Ableben sieben Ökologiebände in der Buchreihe "Die Käfer Mitteleuropas" schreiben können. Am achten Band hat er bis zuletzt gearbeitet. Wolfgang Rücker fand ihn fertiggestellt in seinem Computer. 

1993 verlieh die Deutsche Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie dem Ehrenmitglied der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen, Dr. Klaus Koch, die neugeschaffene "Meigen-Medaille". 

Diese ausgewählten Daten und Fakten aus dem Leben und Schaffen sowie die Publikationsvielfalt von Klaus Koch lassen erkennen, welch ein aktiver und in seiner Arbeit vorbildlich und menschlich wertvoller und hilfsbereiter Mann von uns gegangen ist. Lasset uns in Dankbarkeit seiner gedenken. 

GRÄF, H. (1995): Dr. Klaus Koch zum Gedenken. - Mitt. Arb.gem. Rhein. Koleopterologen (Bonn) 5, 123-130.

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