Erinnerungen an Klaus Koch
Zum Gedenken an Klaus Koch - 
meinem langjährigen Sammelfreund

Hans Gräf

Seit dem Sterbetag meines Freundes Klaus schweifen meine Gedanken des öfteren ab, und beim einsamen Spaziergang schwelge ich dann in Erinnerungen an gemeinsame Unternehmungen. 

Es war wohl im Mai 1956, als ich zum ersten Mal an einer Exkursion der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen teilnahm. Ich lernte die Herren Hoch, Goecke, Evers und auch Klaus Koch kennen. Und ohne ersichtlichen Grund folgte ich Klaus Koch den ganzen Morgen und schaute ihm zu, wie er klopfte, siebte und was er machte. Bisher hatte ich mich nur mit Farnen und Moosen beschäftigt, und nun lernte ich von ihm durch Zuschauen. Seiner Einladung, ihm meine präparierten Käfer nach Lohausen zu bringen, folgte ich gerne und von da ab fast jeden Sonnabend. Bei seiner Frau Liselotte und den Eltern Koch gab es dann zu Kaffee leckeren Kuchen, und ich revanchierte mich mit dicken schwarzen Zigarren. Bei dichtem blauen Dunst der drei Raucher unterhielten wir uns, ich bekam meine determinierten Käfer zurück und brachte neue. 

So begann unsere Freundschaft, die dann fast 40 Jahre anhielt. Im Laufe dieser Jahre wurden so manche Fahrten zum Sammeln, aber auch zum gemeinsamen Wandern unternommen. Einzelne Gebiete wurden intensiver untersucht, so der Bausenberg in den 70er Jahren, die Naturschutzgebiete um Nideggen in den Jahren 1978 bis 1982 - worüber Klaus Koch und ich auch gemeinsam publizierten - und dann ab 1980 der Hambacher Forst und ab 1984 das Ahrtal. Dazwischen lagen immer wieder kürzere Exkursionen mit unserer Arbeitsgemeinschaft. Besonders gerne erinnere ich mich an unsere große gemeinsame Wanderung auf der schwäbischen Alb, ferner an unsere Unternehmungen im Raum Monzingen und Winterburg, Liselotte Kochs Heimat. 

Mit ihm zu sammeln war eine Freude, denn seine Kenntnisse der Pflanzen und der daran lebenden Käfer waren enorm. Man konnte viel von ihm lernen, obwohl er es vorzog, alleine zu fangen. Unterwegs war er nicht sehr gesprächig und oft "tauchte er unter". So erinnere ich mich an einen Tag in der Nähe von Nideggen-Berg. Wir hatten eine umgestürzte große Fichte gefunden und jeder saß an einem Ende und war stark beschäftigt. Dies dauerte mehr als eine Stunde, und in dieser ganzen Zeit wurde kein Wort gesprochen. 

Seine schon früh auftretenden Rückenschmerzen veranlaßte Familie Koch in den Solebädern Rumäniens Linderung zu suchen. So begleitete ich einmal Klaus und Liselotte nach Sovata am Bärensee. Da es an den ersten Tagen unseres Aufenthaltes noch winterlich war, begann Klaus zu malen. Dabei konnte ich sehen, daß er ein sehr guter Zeichner und Maler war. Noch heute hängen in seiner Wohnung so viele seiner wunderbaren Bilder. 

Lieselotte und Klaus Koch im Oktober 1994.

Als sein Gesundheitszustand im letzten Jahr schlechter wurde, bat er mich, noch einmal mit ihm und Liselotte nach Hambach in den Forst, nach Steinstraß und Bergheim zu fahren. Aber dort hatte sich alles so verändert, daß wir uns im Park der Rhein-Braun unsere Enttäuschung etwas abreagieren wollten. Kaffee und Kuchen in Bergheim entschädigten uns etwas. Beim letzten Rheinhochwasser wollte er noch einmal mitfahren, um einige Aufnahmen zu machen. So fuhren wir bei Vorfrühlingswetter nach Zons. Unterwegs machte Klaus noch einige Fotos und entdeckte dabei an einer Böschung einige schon blühende Veilchen. Er bückte sich und grub mit den Händen einige Pflänzchen aus, um sie anschließend in sein Gärtchen zu pflanzen. 

Ja, alle die dort in seinem Garten hinter seinem Haus in Neuss-Norf eingepflanzten Blumen würden, wenn sie sprechen könnten, so manches erzählen von den Gebieten, aus denen Klaus sie mitgebracht hatte. Ich mag nicht gerne an seine letzten Wochen denken, denn bei jedem Besuch konnte ich immer stärker die Folgen seiner Krankheit erkennen. So war ich dankbar, als ich erfuhr, daß seine Qualen ein Ende gefunden hatten; denn jemanden so leiden zu sehen ohne ihm helfen zu können, war für mich sehr bedrückend. So, mein lieber Freund, bin ich Dir sehr dankbar, daß ich mit Dir zusammen viele schöne Stunden und Erlebnisse haben durfte. 

Aus: GRÄF, H., F. KÖHLER, W. KOLBE, W. LUCHT & D. SIEDE (1995): Erinnerungen an Klaus Koch. - Mitt. Arb.gem. Rhein. Koleopterologen (Bonn) 5, 131-148.

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