Vibidia duodecimguttata - Wiederfund für die Rheinprovinz

Vibidia duodecimguttata (PODA, 1761) in der Rheinprovinz
und in benachbarten Gebieten (Col., Coccinellidae)

Martin Lillig & Dietmar Eisinger

Abstract: New records of the ladybird Vibidia duodecimguttata (Poda, 1761) (Coleoptera, Coccinellidae) from the former Prussian Rhine province, the Palatinate and Luxembourg are presented. Photos and a distribution map of the species in this area are presented.

Zusammenfassung: Neue Nachweise des Marienkäfers Vibidia duodecimguttata (Poda, 1761) (Coleoptera, Coccinellidae) aus der ehemaligen Preußischen Rheinprovinz, Rheinhessen-Pfalz und Luxemburg werden vorgestellt. Fotos und eine Verbreitungskarte der Art in diesem Gebiet werden präsentiert.

Von der paläarktisch verbreiteten Vibidia duodecimguttata (PODA, 1761) liegen aus der Rheinprovinz alte Meldungen aus Boppard, Aachen und Elberfeld vor (KOCH 1968). HEIDRICH (1960) nennt sie für den Zeitraum VIII.-IX.1957 vom Waldrand / von Lichtungen am Südhang des Weißelbergs bei Freisen-Oberkirchen, Saarland, unter dem Namen Halyzia duodecimguttata. KÖHLER (1997) bezweifelt den Nachweis, da HEIDRICHs Arbeit mehrere dubiose Angaben enthält. Der Verbleib der Belegexemplare ist unbekannt. EISINGER (1998) bestätigt die Zweifelhaftigkeit der Angaben HEIDRICHs. WENZEL (1989) nennt die Art aus dem Ülfetal bei Radevormwald in Nordrhein-Westfalen. Die Bestimmung der Exemplare stellte sich bei einer Überprüfung als Fehldetermination heraus (KÖHLER 1997). Seit 2001 liegen nun aus der Rheinprovinz, der Pfalz und Luxemburg mehrere neue Nachweise vor.

Abb. 1: Vibidia duodecimpunctata (PODA, 1761), Fotos: KÖHLER.

Drei saarländische Funde aus den Jahren 2006 bis 2008 bestätigen das Vorkommen von Vibidia duodecimguttata in der Rheinprovinz: 

• Saarbrücken (Trarbacher Platz), 28.V.2006, von Weißdorn (Crataegus spec.) geklopft, leg. et coll. Dietmar EISINGER
• Jägersburg (Hammelstal), 09.VI.2007, 1 Ex. von Laubgebüsch geklopft, leg. et coll. Dietmar EISINGER
• Dudweiler, Heinestraße, 49°16’52“N 7°01’43“E, 31.VII.2008, ad lucem, leg. Steffen POTEL, 2 Ex. (coll. LILLIG).

Die Fundorte Saarbrücken und Dudweiler liegen in wald- und gebüschnahen Wohngebieten. In Dudweiler wurde die Art im Rahmen der Erfassung des invasiven Asiatischen Marienkäfers im Saarland nachgewiesen (LILLIG 2008, 2009). Dort kamen 2008 an fünf Leuchtabenden mit einer Quecksilberdampflampe acht Marienkäferarten ans Licht:

• Adalia decempunctata (LINNÉ, 1758), 17.V. (1 Ex.).
• Adalia bipunctata (LINNÉ, 1758), 9.VI. (1 Ex.).
• Harmonia axyridis (PALLAS, 1773), 17.V. (8 Ex.), 9.VI. (16 Ex.), 31.VII. (58 Ex.), 18.VIII. (125 Ex.).
• Calvia decemguttata (LINNÉ, 1767), 17.V. (7 Ex.), 18.VIII. (7 Ex.).
• Calvia quatuordecimguttata (LINNÉ, 1758), 17.V. (1 Ex.).
• Anatis ocellata (LINNÉ,1758), 17.V. (1 Ex.), 31.VII.  (1 Ex.),18.VIII. (2  Ex.).
• Halyzia sedecimguttata (LINNÉ, 1758), 17.V.(3Ex.), 5.VI.(6Ex.), 31.VII.(3Ex.), 18.VIII.(6Ex.).
• Vibidia duodecimguttata (PODA, 1761), 31.VII. (2 Ex.).
In Rheinhessen-Pfalz in der nördlichen Oberrheinebene im Naturwaldreservat Holländerschlag bei Sondernheim wurde von Frank KÖHLER am 24.V.2001 ein Exemplar an einem Leimring an einer Eiche im Auwald gefangen (KÖHLER 2004).

Im südlichen Luxemburg scheint Vibidia duodecimguttata weit verbreitet zu sein. Raoul GEREND (schriftl. Mitteilung) fing sie am Licht im Waldgebiet Därebësch, Dudelange (ca. 49°28’N 6°06’E) am 19.VI.2005, 20.VI.2005 und in der Zeit vom 4.-24.VII.2005. Er leuchtete in einem totholzreichen Waldgebiet in 255-300 m Höhe auf tonreichen Lias-Mergeln, das größtenteils mit Eichen-Hainbuchenwald (Stellario-Carpinetum) mit Übergängen zum Waldmeister-Buchenwald bestockt ist.

KÖHLER (schriftl. Mitt.) kennt mehrere Nachweise aus 2007 und 2008: NWR Grouf bei Schengen, NWR Enneschte Besch bei Bertrange, NWR Bettemburger Wald bei Bettemburg. Im Naturhistorischen Museum Luxemburg fand er außerdem Exemplare aus Manternach (Schluchtwald 2003), Remerschen (Kiesgruben 2005) und  Aspelt (Lichtfang 1997).
Abb. 2: Fundpunkte von Vibidia duodecimpunctata 
in Luxemburg, der Pfalz und der Rheinprovinz.

Vibidia duodecimguttata ist eine stenotope und thermophile Art der Laubwälder und Lichtungen. Die mycetophage Art lebt von Mehltaupilzen (Erysiphaceae). STROUHAL (1926) nennt für Vibidia beispielsweise die beiden häufigen Arten Phyllactinia guttata (WALLR.)LÉV., 1851 und Sphaerotheca pannosa (WALLR.)LÉV., 1851. Nach HORION (1961) handelt es sich um eine palärktische Art, die in Europa insbesondere im Süden allgemein verbreitet ist. Die Art ist in der nördlichen Hemisphäre weit verbreitet. Nach KOVÁR (2007) besiedelt sie die Paläarktis von der europäischen Atlantikküste bis zum Pazifik, wobei sie in Teilen Skandinaviens fehlt. Im Südosten des Areals erreicht Vibidia duodecimguttata die Orientalis.

In Deutschland ist die Art aus den südlichen und östlichen Bundesländern bekannt. In weiten Teilen des Westens und Nordens fehlt sie, oder es liegen nur alte Meldungen vor (vgl. KÖHLER & KLAUSNITZER 1998). Wie in vielen aktuellen Fällen dürfte eine Arealerweiterung in Folge des Klimawandels vorliegen, die hier von Südwesten entlang der Mosel erfolgte.

Dank: Raoul GEREND (Düdelingen) und Frank KÖHLER (Bornheim) teilten unveröffentlichte Funddaten mit. Steffen POTEL (Dudweiler) sammelte Marienkäfer am Licht und stellte sie zur Verfügung. Ihnen allen sei für die Unterstützung der Studie gedankt.

Literatur
EISINGER, D. (1998): Teilverzeichnis Saarland. – In: KÖHLER, F. & B. KLAUSNITZER (1998) (Hrsg.): Verzeichnis der Käfer Deutschlands. – Entomologische Nachrichten und Berichte (Dresden) 4.
HEIDRICH, O. (1960): Faunistische Untersuchungen am Weißelberg-Südhang. – Naturschutz und Landschaftspflege im Saarland (Saarbrücken) 2, 36-49. 
HORION, A. (1961): Faunistik der mitteleuropäischen Käfer, Bd. VIII, Clavicornia II, Überlingen/Bodensee.
KOCH, K. (1968): Käferfauna der Rheinprovinz. – Decheniana Beihefte (Bonn) 13, 1-382.
KÖHLER, F. (1997): Anmerkungen zur Käferfauna der Rheinprovinz XI. – Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen (Bonn) 7, 29-51.
KÖHLER, F. (2004): Die Totholzkäferfauna (Coleoptera) der Naturwaldreservate „Gimpelrhein“ und „Holländerschlag“ in der Hördter Rheinaue in der nördlichen Oberrheinebene. – Mainzer naturwissenschaftliches Archiv (Mainz) 42, 137-178.
KÖHLER, F. & B. KLAUSNITZER (Hrsg.) (1998): Verzeichnis der Käfer Deutschlands. – Entomologische Nachrichten und Berichte (Dresden) Beiheft 4, 1–185.
KOVÁR, I. (2007): Coccinellidae. – In: LÖBL, I. & A. SMETANA (Hrsg.) (2007): Catalogue of the Palaearctic Coleoptera 4: Elateroidea, Derodontoidea, Bostrichoidea, Lymexyloidea, Cleroidea and Cucujoidea. – Stenstrup, 586-631.
LILLIG, M. (2008): Der Asiatische Marienkäfer flächendeckend im Saarland. Ausgesetzter „Nützling“ gefährdet den Naturhaushalt. – Umweltmagazin Saar (Saarbrücken) 3/2008, 26-27.
LILLIG, M. (2009): Der Speckkäfer Attagenus smirnovi ZHANTIEV, 1973 und der Asiatische Marienkäfer Harmonia axyridis (PALLAS, 1773): Zwei invasive Arten im Saarland (Coleoptera: Dermestidae et Coccinellidae). – Abhandlungen der Delattinia (Saarbrücken) 34, 51-64.
STROUHAL, H. (1926): Pilzfressende Coccinelliden. – Zeitschrift für wissenschaftliche Insektenbiologie (Husum, Berlin) 31, 131-143.
WENZEL, E. (1989): Die Käferfauna des oberbergischen Ülfetales, Teil II. – Jahresberichte des naturwissenschaftlichen Vereins Wuppertal (Wuppertal) 42, 18-37.
Zitat: Lillig, M. & D. Eisinger (2008): Vibidia duodecimguttata (PODA, 1761) in der Rheinprovinz und in benachbarten Gebieten (Col., Coccinellidae). - Mitt. Arb.gem. Rhein. Koleopterologen (Bonn) 18, im Druck.