Im Internet stößt man immer wieder auf faunistisch interessante Käferfotos. So nun auf einen bayerischen Neufund, über dessen deutschen Erstnachweis wir erst kürzlich in den Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen (KÖHLER 2006) berichtet haben. Nun wurde Otiorhynchus salicicola in München-Neuperlach in einer Wohnung auf einer Fensterbank gefunden und fotografiert (J. SCHWARZ phot., 22.IX.2007). Der Rüssler ist vermutlich über die gekippte Balkontür in die Wohnung gelangt. Die vollständige Beschuppung läßt zwar ein frisch geschlüpftes Tier vermuten, potentielle Pflanzengefäße, in denen sich die Larven entwickelt haben könnten, wurden aber nicht festgestellt.
Hier der erste Bericht - ungekürzt: "Otiorhynchus salicicola Heyden, 1908 - eingeschleppt. Per e-Mail kam Anfang Februar 2001 eine Anfrage mit einer unbekannten Otiorhynchus-Art als Fotoanhang aus Kalkar-Kehrum herein, wo seit einigen Wochen immer wieder Käfer in der Wohnung auftauchten. Vermutliche Quelle war der Weihnachtsbaum, eine asiatische Zwergkiefer, in deren Wurzelbereich „Schlupflöcher" festgestellt wurden. Bevor der Baum, der einige Zeit später einging, auf die Terrasse verbannt wurde, wurden einige Käfer in die Post gegeben und stellten sich kurze Zeit später unter dem Stereomikroskop als Otiorhynchus salicicola (KÖHLER det., t. BEHNE 2003) heraus. Aus den Niederlanden schildert Silvia HELLINGMAN (i.l. 2007), dass mittlerweile viele Ortschaften von dem Rüssler besiedelt sind. Im März diesen Jahres eingesammelte Tiere sind noch aktiv und paaren sich täglich, fressen ständig und legen kontinuierlich Eier. Erst bei Temperaturen unter 4°C wird die Aktivität eingestellt. In geschützter Umgebung sind Temperaturen unter -8°C für die aus dem Südalpengebiet stammenden Tiere unproblematisch. Ungeschützte Käfer starben bei -8,3°C ab. Ein Prognose ist nach den geschilderten Fundumständen recht unproblematisch: Die Art wird sich mit Pflanzgut in Siedlungsbereichen weiter ausbreiten und sich in ganz Deutschland im Freiland halten können. Da der Käfer recht groß und auffällig ist, werden wir künftig weitere Fotobelege zu sehen bekommen. Taxonomischer Hinweis: Otiorhynchus salicicola ist ein Synonym von O. appenninus STIERLIN, 1883, was in den "Käfern Mitteleuropas" einschließlich Supplementen bislang nicht berücksichtigt ist. Unter der angegebenen Quelle findet sich als weiteres Synonym Otiorhynchus salicis. Für den "alten" salicis in FHL14 war schon O. lepidopterus eingetreten, zu dem nun auch O. squamosus synonym sein soll. Eine weitere "Erleichterung": Der problematische Komplex O. fuscipes, clavipes, lugdunensis, sanguinipes wird jetzt komplett als Synonym von Otiorhynchus tenebricosus (HERBST, 1784) geführt. Nachtrag: Erstnachweis für
Brandenburg: Fahrland, J. ELFERT, VII.2008, ein Pärchen in einem Garten,
Fotobeleg, KÖHLER det.
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