Vereinigung und Digitalisierung rheinischer Käfersammlungen

Die Vereinigung der großen rheinischen Käfersammlungen 
und Ihre Digitalisierung – Stand und Perspektiven

Frank Köhler

Datenerfassung im Museum Koenig

Wie bei der Erfassung der rheinischen Sammlungsdaten vorgegangen wird, soll nachfolgend skizziert werden, um zu zeigen, dass auf diesem Wege auch jede Privatsammlung einfach zu erfassen ist, aber auch jeder bei der Dateneingabe helfen kann. Am Beginn steht eine einfache Excel-Tabelle (Abb. 13), die mit möglichst wenig Aufwand gefüllt wird:
  • Feld 1 Artname: wie er im Unit steht – Synonyme und Tippfehler sind egal
  • Feld 2 Fundort: alles in Kleinschreibung – wiederkehrende Fundorte werden mit zwei oder drei Buchstaben abgekürzt und Abkürzungen notiert – seltenere Fundorte werden ausgeschrieben
  • Feld 3 Finder: nach gleichem Schema
  • Feld 4 Datum: Anlage als Textfeld – Eintrag Tag.Monat.Jahr, soweit vorhanden – nur ein Datum oder letzter Tag eines Fangzeitraumes
  • Feld 5 Anzahl: Eintrag einer ganzen Zahl
  • Feld 6 Bestimmer: Eintrag falls abweichend vom Finder
  • Feld 7 Anmerkung: sonstige Angaben auf dem Etikett oder zum Beleg, Fangzeiträume
  • Feld 8 Info: Unklarheiten
Ansonsten wird nach folgendem Schema gearbeitet:
  • Sich wiederholende Felder bei Art, Fundort, Finder werden leer gelassen. Fehlende Angaben (leere Felder) werden mit einer Raute # markiert.
  • Hinter die erfassten Belege wird ein grünes Etikett gesteckt „in Datenbank erfasst“
  • Am Ende des Units stecken unlesbare Fundorte (gelbes Etikett „Fundort?“) und
  • Unsichere Bestimmungen (rotes Etikett „Bestimmung?“) = Arbeit für Dritte.

Abb. 13: Screenshot aus der beschleunigten Excel-Eingabe: Kleinschreibung, sich wiederholende Felder bei Art, Fundort, Finder werden leer gelassen und später per selbst durchlaufenden Makro über tausende Felder nach unten kopiert, das Sonderzeichen # steht für keine Angabe.

In der Datenbank geschieht anschließend Folgendes: Sobald genügend Daten vorhanden sind wird die Excel-Datei in die Datenbank importiert und per Makro werden alle leeren Felder bei Art, Fundort, Finder „von oben runter kopiert“. Dann werden die Feldeinträge bearbeitet:

  • Artname: Arten werden einmal abgefragt, mit dem Verzeichnis der Käfer Deutschlands abgeglichen und abweichende Einträge ersetzt. 
  • Fundorte: Die Liste der Fundortkürzel/Übersetzungsdatei wird importiert. Über eine Abfrage werden alle bekannten Kürzel durch Volltext ersetzt. Im zweiten Schritt werden alle nicht ersetzten Fundorteinträge aufgelistet und zur Übersetzungsdatei hinzugefügt. Per Makro, zum Teil aber auch manuell werden die neuen Einträge ergänzt. Per Übersetzungsdatei werden letztlich alle Fundorteinträge aktualisiert. Mit jedem weiteren Datenpaket wird die Übersetzungsdatei (Abb. 14) vergrößert.
  • Finder und Bestimmer: Die Umwandlung von Abkürzungen erfolgt nach gleichem Schema.
  • Datum: Durch den Einsatz verschiedener Makros werden alle Datumsbestandteile auf zwei bzw. vier Stellen vervollständigt. Der zehnstellige Eintrag lässt sich später problemlos in Tag, Monat, Jahr aufspalten.



Abb. 14: Screenshot mit Auszügen aus den „Übersetzungsdateien“ für Finder und Fundorte, rechts Kürzeln zu  Fundortetiketten von KLAUS KOCH.


Abb. 15: Screenshot einer vervollständigten Dateneingabe am Beispiel Gyrinidae.
 

Ausblick

In späteren Phasen können die Fundorteinträge weiter konkretisiert und in einigen Schritten eine Fundort-Datenbank erstellt werden:

  • Abfrage aller vorhandenen Fundorte
  • Vervollständigung der Fundortbezeichnung (Orte, Stadtteile)
  • Trennung der Flurbezeichnungen und Gemeinden
  • Damit einhergehend Kennzeichnung exakter Fundorte
  • Abgleich der Fundortliste mit bestehenden Datenbanken (Literatur, Baumann, andere Taxa?)
  • Import von Daten zu Bundesland, Regionen, Naturräumen, Koordinaten, Höhenlage
  • Manuelle Ergänzung fehlender Fundortdaten
  • Ebenso kann eine Sammlerdatei mit biographischen Daten und mehr erstellt werden. Des Weiteren ist zu diskutieren, wie die Datenbanken zugänglich gemacht werden - Verbreitung von Rohdaten, Online-Abfragen und Erstellung von Verbreitungskarten – und wie die Datensammlung auf weitere Privat- und Institutssammlungen sowie Literaturangaben ausgeweitet und mit diesen verschmolzen werden kann. An diesem Punkt sind wir noch lange nicht, es wäre aber möglich einzelne Bearbeitungsschritte je Familie schon online zur Verfügung zu stellen – beispielsweise zuerst die Haliplidae. 

    Im Moment stehen vorrangig Sortierarbeiten an. Hierzu ist jeder jederzeit im Museum Koenig willkommen. Neben den Arbeitstreffen sind natürlich Einzelbesuche möglich. Eine denkbare Beschleunigungsvariante wäre auch die Übernahme von Familienpatenschaften – vom Sortieren bis zur Dateneingabe. Aber auch die Bestimmungskontrolle ist von großer Wichtigkeit. Je mehr Fehlbestimmungen vor einer Dateneingabe entdeckt werden, desto „sauberer“ wird die Datenbank. Nachträgliche Korrekturen sind zwar datentechnisch leicht anzustellen, aber immer noch die aufwändigere Lösung. Statt Stecktagung sollten wir vielleicht auch mal einen „jeder bringt sein Bino mit-Tag“ einschieben. 

    Erst in einigen Monaten werden wir kalkulieren können, welcher Zeitaufwand für eine vollständige systematische Sortierung, Bestimmungskontrolle und Datenbankerfassung der Rheinischen Landessammlung zu erwarten ist und welche realistischen Ziele wir uns stecken können. Wir müssen uns schon heute für die großzügige Förderung durch das Museum Koenig bedanken, sollten aber auch in Zukunft nicht zögern, die Bedeutung einer digitalisierten Faunistik zu unterstreichen, um weitere öffentliche Mittel einzuwerben. 
     

    Literatur

  • BAUMANN, H. (1997): Die Bockkäfer (Coleoptera, Cerambycidae) des nördlichen Rheinlandes. – Decheniana-Beihefte (Bonn) 36, 13–140.
  • BAUMANN, H. (2004a): Die Blatthornkäfer des Rheinlandes. Teil 1: Einführung, Gebiet, Methodik (Col., Scarabaeoidea). – Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen (Bonn) 14, 17–36.
  • FREUDE, H., K. W. HARDE & G. A. LOHSE (Hrsg.) (1964-1983): Die Käfer Mitteleuropas, Band 1–11. – GOECKE & Evers, Krefeld.
  • KOCH, K. (1968): Käferfauna der Rheinprovinz. – Decheniana-Beihefte (Bonn) 13, I–VIII, 1–382.
  • KÖHLER, F. (1993a): Bericht über die Arbeitstagung der Rheinischen Koleopterologen im Fuhlrott-Museum am 12.12.1993. – Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen (Bonn) 3, 160–166. 
  • KÖHLER, F. (1993b): Bisher unbekannte Belege seltener Käferarten aus der Rheinland-Sammlung des Fuhlrott-Museums Wuppertal (Ins. Col.), Teil 1: Carabidae bis Pselaphidae. – Jahresberichte des Naturwissenschaftlichen Vereins in Wuppertal (Wuppertal) 46, 133–147. 
  • KÖHLER, F. (1993c): Die Käfersammlung von Heinz-Dieter Appel. – Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen (Bonn) 3, 10–11. 
  • KÖHLER, F. (1997a): Bisher unbekannte Belege seltener Käferarten aus der Rheinland-Sammlung des Fuhlrott-Museums Wuppertal. Teil 2: Lycidae bis Lucanidae (Ins. Col.) – Jahresberichte des Naturwissenschaftlichen Vereins in Wuppertal (Wuppertal) 50, 46–58. 
  • KÖHLER, F. (1997b): Anmerkungen zur lokalfaunistischen Käfersammlung der landwirtschaftlichen Versuchsgüter Burscheid-Höfchen und Monheim-Laacherhof im Fuhlrott-Museum Wuppertal (Ins., Col.). – Jahresberichte des Naturwissenschaftlichen Vereins in Wuppertal (Wuppertal) 50, 59–80.
  • KÖHLER, F. (1995): Bericht über die Arbeitstagung der Rheinischen Koleopterologen im Fuhlrott-Museum am 5.02.1995. – Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen (Bonn) 5, 112–120. 
  • KÖHLER, F. (1998c): Methodik, Nordrhein, Rheinhessen-Pfalz, Rheinland, in: Köhler, F. & B. Klausnitzer (Hrsg.) (1998): Verzeichnis der Käfer Deutschlands. – Entomologische Nachrichten und Berichte (Dresden) Beiheft 4.
  • REISSMANN, K. (2008): Einige bemerkenswerte Käferlebensräume am Niederrhein (Coleoptera). – Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen (Bonn) 18, 49-56.
  • SCHULZE, W., F. KÖHLER & H. BAUMANN (2006): Bericht über die 163. Tagung der AG Rheinischer Koleopterologen am 2. Dezember 2006 in Bonn. – Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen (Bonn) 16, 105–108.
  • WAGNER, TH. (1998a): Ökologische Landessammlung von Wuppertal nach Bonn umgezogen. – Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen 8, 153–155.
  • WAGNER, Th. (1998b): Der Nachlaß von Dr. Klaus Koch im Archiv der AG Rheinischer Koleopterologen. – Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen (Bonn) 8, 11-24. 
  • WAGNER, Th. (2009): Entomologische Sammlungen des Fuhlrott-Museums Wuppertal jetzt im Zoologischen Forschungsmuseum Koenig in Bonn. – DGaaE Nachrichten 23 (3), 153–158.

  • Zitat: Köhler, F. (2010): Die Vereinigung der großen rheinischen Käfersammlungen und Ihre Digitalisierung – Stand und Perspektiven. Bericht zur Arbeitstagung und Weihnachtstreffen der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen im Museum Koenig am 11. Dezember 2010. - Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen (Bonn) 20, im Druck.