Atomaria scutellaris neu für Deutschland

Atomaria scutellaris MOTSCHULSKY, 1849 – 
neu für Deutschland (Col., Cryptophagidae)

Gerhard Katschak

Am 15. November 2009 gelang mir der Nachweis von Atomaria scutellaris (Abb. 1) in einem Exemplar im Garten meines Hauses in Kleve am Niederrhein. Bei warmem, sonnigen Wetter lief das Tier über die Oberfläche eines Gartentischs und fiel mir, trotz seiner geringen Größe, durch die kontrastreiche Färbung der Flügeldecken sofort auf. Die Bestimmung anhand der neuen Tabelle im dritten Supplementband der Käfer Mitteleuropas (JOHNSON 1992) führte aufgrund der auffälligen Proportionen der Fühlerglieder und charakteristischen Färbung zu dieser Art. Dankenswerterweise überprüfte Frank KÖHLER (Bornheim) die Determination und stellte auch ein Foto zur Verfügung.

Bei Atomaria scutellaris handelt es sich offenbar um eine atlantisch-mediterrane Art mit westlichem Verbreitungsschwerpunkt (Abb. 2). Neben der Angabe von HORION (1960), der Südeuropa und das westliche Nordafrika nennt, findet sich bei JOHNSON (1992) die aktuelle Angabe “Mediterrane Art, aus Südschweden gemeldet“. Genauere Verbreitungsangaben nennt  JOHNSON bereits 1969: Im Rahmen einer Vergleichsstudie lagen ihm Tiere aus England (Scilly Isles), Spanien, Frankreich, den Kanaren (fast alle Inseln), Madeira, Marokko, Algerien, Tunesien, Sardinien, Corsica, Malta, aber auch aus den südöstlichen Ländern Griechenland, Kreta, Syrien vor. In der Fauna Europaea (www.faunaeur.org) werden darüber hinaus noch das portugiesische Festland, Schweiz, Österreich, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Kroatien, Malta, Lettland und Mazedonien aufgeführt.


Abb. 1: Atomaria scutellaris MOTSCHULSKY, 1849.


Abb. 2: Aktuelle Verbreitung von Atomaria scutellaris in Europa nach Fauna Europaea (www.faunaeur.org) und JOHNSON (1969).

Für die Art liegen für Mitteleuropa nur wenige, teilweise zu überprüfende Fundangaben (HORION 1960) vor, so aus der Slowakei (Donaubecken, nach ROUBAL 1936) und Österreich (Kärnten 1910, nach PROSSEN). Für den mitteleuropäischen Raum sind die Angaben aus dem Species-Report für die Rye Bay in Südengland (YATES & TRIPLET 1993) von Bedeutung. Atomaria scutellaris wurde in der Mitte des 20. Jahrhunderts erstmals in England bei Tresco auf den Scilly Isles nachgewiesen. In den späten 1980er Jahren hat sich die Art entlang des Kanals bis West-Sussex ausgebreitet und wird aus verschiedensten Biotoptypen in Südost-England bis zur Isle of Thanet gemeldet.
Eine Bindung an einen speziellen Lebensraum lässt sich der Literatur nicht entnehmen - die Art scheint also keine besonderen Ansprüche zu stellen. Eine weitere Ausbreitung im westeuropäisch-atlantischen Raum Mitteleuropas kann erwartet werden. Es fehlen jedoch noch Nachweise aus Nordwestfrankreich, Belgien und den Niederlanden. Wie das Tier an den Niederrhein gelangen konnte, bleibt somit zunächst noch offen. 

Literatur

YATES, B. J. & P. TRIPLET (1998) A Preliminary Comparison of the Species of Rye Bay and the Baie de Somme, The Coleoptera of Rye Bay, East – Sussex County Council, p. 52 
JOHNSON, C. (1969): Atomariinae from Jordan and Cyprus, with Description of a New Species. – Norsk ent. Tidsskr.16, 77- 80.
JOHNSON, C. (1992): 55. Familie: Cryptophagidae, in: LOHSE, G. A. & W. LUCHT (Hrsg.): Die Käfer Mitteleuropas. 2. Supplementband (Bd. 13) mit Katalogteil (Krefeld), 114-136.
HORION, A. (1960): Faunistik der mitteleuropäischen Käfer. Bd.VII: Clavicornia, 1. Teil (Sphaeritidae bis Phalacridae). Überlingen/Bodensee.
Zitat: KATSCHAK, G. (2009): Atomaria scutellaris MOTSCHULSKY, 1849 – neu für Deutschland (Col., Cryptophagidae). - Mitt. Arb.gem. Rhein. Koleopterologen (Bonn) 19, im Druck.