Agonum lugens – Wiederfund für die Rheinprovinz

Agonum lugens (DUFTSCHMID, 1812) – Wiederfund für die Rheinprovinz

JONAS KÖHLER & WOLFRAM REMMERS
Das Mittelrheintal gehört aufgrund seiner interessanten Wärmestandorte, ähnlich wie Nahe-, Mosel- und Ahrtal, zu den gut untersuchten Naturräumen des Rheinlandes. Mit der Mosel gemeinsam hat es seine Funktion als Einwanderungsweg für neue Käferarten des Rheinlandes. Während die Weinbergslagen, Trockenrasen, Felsstandorte und xerotherme Waldstandorte in vielen Projekten und Exkursionen gut untersucht sind, gibt es vom Rheinufer vergleichsweise wenige Fundmeldungen. Am Rhein in der Umgebung von Koblenz konnten nun im Laufe eines "Lichtfangabends" (36°C Tageshöchsttemperatur) und an weiteren Terminen durch stichprobenartige Handaufsammlungen einige bemerkenswerte Käferfunde verzeichnet werden, darunter u.a. der Laufkäfer Agonum lugens (Abb. 1):

Mittelrheintal: Mittelrheintal, Urmitz-Junkersheck, Kiesgrube (Abb. 2, WGS84: 50.40162°, 7.52738°), W. REMMERS & J. KÖHLER leg., 27.VIII.2016, 1 Ex. (det. & coll. J. KÖHLER) in einer Lichtfalle – Kaltenengers, Rheinaue (Abb. 3, WGS84: 50.41858; 7.54422), W. REMMERS & J. KÖHLER leg., 27.VIII.2016, 1 Ex. (det. & coll. J. KÖHLER, t. F. KÖHLER) in einer Lichtfalle.

Abb. 1: Agonum lugens (Foto: F. KÖHLER).

Agonum lugens (Abb. 1) gilt als westpaläarktisch-kontinental verbreitete Art, die fast überall in Mitteleuropa nachgewiesen ist, aber nur lokal vorkommt und vor allem nach Westen immer seltener wird (SCHMIDT 2004). In der Roten Liste Deutschlands wird die Art als "gefährdet" eingestuft (TRAUTNER et al. 1998), wohingegen der Laufkäfer für Rheinland-Pfalz mit dem Gefährdungsstatus "D" (Daten für eine Einstufung nicht ausreichend / Gefährdungssituation unklar) geführt wird (SCHÜLE & PERSOHN 2000).

Abb. 2: Aufbau der Lichtfalle in der Kiesgrube bei Urmitz-Junkersheck.(Fotos: J. KÖHLER VIII.2016).

Die Art wurde bisher nicht im Saarland sowie dem nördlichen Rheinland nachgewiesen (F. KÖHLER 2016), im südlichen Rheinland-Pfalz ist sie vor allem aus der Nördlichen Oberrheinebene bekannt. Bei der Erfassung der Käferfauna des Bienwald-Gebietes gelangen von Agonum lugens beispielsweise 14 Nachweise mit insgesamt 103 Individuen (F. KÖHLER i.l. 2016). Der letzte und einzige Fund aus dem südlichen Rheinland stammt aus Boppard aus dem Jahr 1928, wo HORION ein Exemplar fand (KOCH 1968). Somit stellen die beiden Individuen aus den Lichtfallen in der Kiesgrube bei Urmitz-Junkersheck (Abb. 2), welche bereits von WAGNER (2002) untersucht wurde, sowie an einem sandigen Nebengewässer des Rheins bei Kaltenengers (Abb. 3) einen Wiederfund für die Rheinprovinz dar. 

Neben Agonum lugens fanden sich mit Bembidion striatum (FABRICIUS, 1792)  (Urmitz & Kaltenegers), Brachygluta perforata (AUBE, 1833) (Urmitz) und Stenelmis canaliculata (GYLLENHAL, 1808) (Urmitz) weitere seltene rheinische Faunenelemente am Licht.

Abb. 3: Lichtfalle an einem sandigen Nebengewässer des Rheins bei Kaltenengers.

Literatur
  • KOCH, K. (1968): Käferfauna der Rheinprovinz. - Decheniana-Beihefte (Bonn) 13: I-VIII: 382 S.
  • KÖHLER, F. (2016): Teilverzeichnis Nordrhein, Rheinland, Pfalz, in BLEICH, O., GÜRLICH, S. & KÖHLER, F. (Hrsg.): Verzeichnis und Verbreitungsatlas der Käfer Deutschlands Online. - Online auf http://www.colkat.de/de/fhl, zuletzt abgeru-fen am 16.09.2016.
  • SCHMIDT, J. (2004): Unterfamilie Platynini, in FREUDE, H., HARDE, K. W., LOHSE, G. A. & KLAUSNITZER, B.: Die Käfer Mitteleuropas, Bd. 2 Adephaga 1: Carabidae (Laufkäfer). – Spektrum-Verlag (Heidelberg/Berlin), 2. Auflage: 253-283.
  • SCHÜLE, P. & PERSOHN, M. (2000): Rote Liste der in Rheinland Pfalz gefährdeten Laufkäfer (Coleoptera: Carabidae) (Stand: 01.01.1998). - Ministerium für Um-welt und Forsten und Verbraucherschutz Mainz: 28 S.
  • TRAUTNER, J., MÜLLER-MOTZFELD, G. & BRÄUNICKE, M. (1998): Rote Liste der Sandlaufkäfer und Laufkäfer (Coleoptera: Cicindelidae et Carabidae) (Bearbei-tungsstand: 1996), in: BINOT, M., BLESS, R., BOYE, P., GRUTTKE, H. & PRETSCHER, P. (Bearb.): Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. - Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz (Bonn-Bad Godesberg) 55: 168-230.
  • WAGNER, T. (2002): Zur Käferfauna (Coleoptera) einer Kiesgrube im Neuwieder Becken. – Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen  (Bonn) 12: 45–63.

  • Zitat: KÖHLER J. & W. REMMERS (2016): Bemerkenswerte Neu- und Wiederfunde für die rheinische Käferfauna (Coleoptera) aus dem Neuwieder Becken. - Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen (Bonn) 26, in Vorbereitung.